- 39 -Kautny, Oliver (Hrsg.): Arvo Pärt - Rezeption und Wirkung seiner Musik 
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3.3  Cantus in memory of Benjamin Britten (1977)

Es ist ein 6-minütiges Orchesterwerk für Streicher und Glocke. Es baut auf einer a-moll-Linie auf, die sich folgendermaßen additiv in der I. Violine ausbreitet:
Die Violine II imitiert die skizzierte Stimme in augmentatione, im Verhältnis 1:2. Die Viola imitiert und augmentiert Violine II im Verhältnis 1:2. Genauso Violoncelli im Verhältnis 1:2 zur Viola und schließlich Kontrabaß im Verhältnis 1:2 zum Violoncello. Es handelt sich also um einen Proportionskanon, der das Tempo in der Relation 1:2:4:8:16 auf die Stimmen verteilt. Lediglich die Viola - proportionales Herzstück der Komposition - tritt ohne eine sie begleitende Tintinnabuli-Stimme auf. Die Glocke begleitet sehr spärlich. Den Abwärtslauf der Stimmen könnte man durch den Titel deuten: die Abwärtsbewegung als klagende Erinnerung an den verstorbenen Benjamin Britten. Es ist ein Werk im Tintinnabuli-Stil, das Josquin de Prez nachempfunden ist, und den transzendenten Klang der anderen Stücke hat. Das Material besteht nur aus Skalenabschnitten und Dreiklängen, dennoch ist die stark konstruktive Machart des Stückes nicht durchhörbar (das Additionsprinzip wird durch die Kanonstruktur und die dadurch auftretenden z.T. dissonanzartigen Zusammenklänge verschleiert). In einem Interview hat Pärt auf die Frage, ob die Konstruktionsprinzipien seiner Werke nicht im Widerspruch zur meditativen Grundhaltung der Komposition stünden, mit einem Hinweis auf die Zahlenordnungen geantwortet, sie dabei indirekt bestätigt, zugleich aber ihre Bedeutung eingeschränkt.
Ï don't see it as a contradiction, since everything is numerically arranged in one way or another. There are definite rules everywhere - it has to be so. But my principle is that they must not be the most important part of music. They must be simple - they fall away and are only a skeleton. Life arises from other things. When things are simple and clear, then they are

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