wiederum bezeichnend: Sie hat ihren ausgreifenden weit gespannten Umfang, den sie
durch die sie charakterisierende große Sexte erhielt, verloren, das sie ersetzende Intervall
ist ein Tritonus. Auch erklingt sie in einem Dominant-Klang zu Ges. Man könnte sagen,
die Melodie der Erinnerung des Försters hat sich verflüchtigt. Es sollte deutlich
geworden sein, dass der szenische Vorgang dem musikalischen Verlauf des Intermezzos
entnommen ist. Auch wenn selbstverständlich nicht gesagt werden kann, dass Musik
etwas bestimmtes bedeute, erscheint der szenische Vorgang die Musik sinnfällig zu
konkretisieren.
Wie symbolisch der ganze Handlungsstrang um Förster und Füchslein durch die Beziehung Füchslein-Terynka geworden ist, wird sofort klar, wenn man seine ganze Abfolge im Zusammenhang betrachtet. Der Förster versucht sich mit dem gefangenen Füchslein seine existenzielle Natur-Erfahrung – unbewusst – in seinen Hof zu holen, das auf diese Weise domestizierte Naturwesen entwickelt destruktive Kräfte und flieht. Den Handlungsstrang schließt das Schlussbild ab, in dem der Förster – bewusst – im Wald einen Hymnus an die Natur singt, dort einem kleinen Fuchsjungen begegnet, das er diesmal nur halbherzig und – deswegen – erfolglos fangen will, und sich danach zufrieden ins Gras legt. Interessant bezüglich des Schlussbildes ist eine Differenz zwischen der Fassung Max Brods154
3.5. Die ›musikalische Handlung‹ als Grundelement des TheatersFelsensteins Anspruch an seine Inszenierungen lautet, den ›Dualismus von Gesang und Darstellung‹ aufzuheben. Die Kunstform Oper – die er selbst Musiktheater nannte – sei in der tatsächlich geleisteten Einheit von Musik und Theater verwirklicht. Für Felsenstein ist diese Einheit erreicht, »wenn allein die dramatische Handlung alle körperlichen, vokalen und auch instrumentalen Äußerungen bestimmt. Erst dann – und nur dann – kann der Sänger eine dramatisch gültige Musikpartitur genau nach den Intentionen des Komponisten nachdichten, nur dann wirkt er so frei und gelöst, daß alles Physische an ihm – so wie alles Materielle um ihn herum – Musik wird und der Gesang tatsächlich sein überzeugendstes Ausdrucksmittel ist.«156
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