- 123 -Homann, Rainer: Die Partitur als Regiebuch 
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Dort wird der eingezäunte Garten der Försterei etabliert (erstmalig 12 Takte vor Ziffer 1 in der Verwandlungsmusik). In dem Moment, in dem die Überblenden in den Wald beginnen (14 Takte nach Ziffer 11), erklingt der zweite Teil dieses Themas (erstmalig 10 Takte vor Ziffer 1), hier allerdings in vollem Ges-Dur, während er zu Beginn des Bildes zum Garten der Försterei in as-Moll erklang. Auch wenn wiederum nicht behauptet werden kann, dass ein solcher Tonart-Wechsel die Aufhebung der Realität des Gefängnisses, das die Försterei vorher darstellte, bedeutet, so ist doch die durch das Ges-Dur verwandelte Musik der Försterei der Grund, warum die Überblenden in innere Vorstellungswelten stimmig wirken und nicht gegen die Musik erscheinen.

Auch die 5. Kameraeinstellung, die die Visions-Szene wieder für kurze Zeit in die Försterei-Realität zurückkehren lässt, geschieht zu einem musikalischen Verlauf, der die Rückkehr in die Realität anzeigt und zwar durch den harmonischen Verlauf: Der reale Rahmen der Intermezzo-Szene erklingt in b-Moll (3 Takte nach Ziffer 11), auch die direkt vorhergehenden Schmerzensrufe des Füchsleins, als es angebunden wurde, erklingen in dieser Tonart. Die Wald-Visionen dann, beginnend in Ges-Dur, führen in die entfernte Kreuztonart D-Dur. Vier Takte vor Ziffer 13 beginnt die 4 Takte dauernde Rückkehr in die Realität, deren musikalischer Verlauf über abwärts verlaufende Dominatklänge bis zur Dominante wiederum von b-Moll (1 Takt vor Ziffer 13) führt. Die 6. Kameraeinstellung dann, der Schnitt auf den realen Förster, ließe sich harmonisch und thematisch begründen: in b-Moll, der Tonart der realen Ebene der Szene, erklingt der zweite Teil des Försterei-Themas (dessen Verwandlung in Ges-Dur 14 Takte nach Ziffer 11 die Visionen auslöste). Der Schnitt auf die Augen des Füchsleins in der 7. Kameraeinstellung wiederum ist deutlich harmonisch begründet, statt dem erwarteten b-Moll erklingt B-Dur (6 Takte nach Ziffer 13) und zwar als flimmernde, stark an das Getümmel im Wald erinnernde Figur in den Violinen, entwickelt aus dem Motiv der ›Au‹-Rufe des Füchsleins. Durch die 6. Einstellung, die nochmal den realen Förster zeigt, ist deutlich gemacht, dass das Folgende die sich am Blick des Füchslein entzündende Vorstellungswelt des Försters ist. Die Verwandlung der Füchslein-Augen in die einer jungen Frau geschieht zu Takt 8 nach Ziffer 13. Es erklingt eine »echt Janaceksche Melodie von großer Weiträumigkeit und Schlichtheit«,153

153
So beschreibt Leo Spies diese Melodie in einem Originalbeitrag für das ›Füchslein‹-Programmheft der Komischen Oper.
die wie aus dem Nichts entsteht. Sie erklingt erst in B-Dur und dann, wenn das Mädchen aufsteht und sich streckt (10 Takte vor Ziffer 14), in Ges-Dur. Die Veränderung der Melodie am Schluss des Intermezzos, zu dem die 11. Kameraeinstellung mit dem Schnitt auf das Gesicht des Försters die Realität wiederbringt, ist für den szenischen Verlauf

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