- 122 -Homann, Rainer: Die Partitur als Regiebuch 
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  • Füchsleins Augen verschwimmen, in der Unklarheit des Bildes erscheinen die Augen Terynkas (8 Takte nach Ziffer 13)
  • Erinnerungs-Szene des Försters: Terynka liegt allein, in der gleichen Haltung wie das Füchslein vorher im Hof des Försters, auf dem Waldboden, steht auf und streckt sich wohlig (10 Takte vor Ziffer 14). Förster tritt auf, beobachtet sie, nähert sich ihr und ergreift sie (1 Takt vor Ziffer 14). Sie strampelt (Ziffer 14) – ähnlich wie das Füchslein, als der Förster es fing – in seiner Umarmung, hört dann auf sich zu wehren (7 Takte nach Ziffer 14). Der Förster lässt sie los, sie rennt in die Tiefe des Waldes, ohne jedoch davon zu laufen, der Förster begeistert hinterher.
  • Langsamer Schwenk durch den Wald auf das Gewehr des Försters (Wiederholung 6 Takte vor Ziffer 15)
  • Schnitt auf den Förster, der in seinem Garten vor dem Füchslein steht (2 Takte vor Ziffer 15)
  • Die Kameraeinstellungen 1. – 5. zeigen zweierlei: erstens den Wald als Sehnsucht des gefangenen Füchsleins und zweitens, dadurch, dass die Rückkehr des Försters erst die Szene auslöst, auch, was der Förster im Füchslein sieht, nämlich ebenso den Wald als Ort seiner Sehnsucht. Was für das Füchslein seine Heimat ist, ist für den Förster ein Ort, an dem er eine existenzielle erotische Erfahrung mit dem Zigeunermädchen Terynka gemacht hat, die sich weit außerhalb seines normalen Lebens abgespielt hat. Dass das Füchslein die Erinnerung daran in ihm lebendig werden lässt, zeigt die 8. Einstellung. Dass gerade das Füchslein die Erinnerung wach werden lässt, hebt die Sehnsucht des Försters aus dem konkret sexuellen Kontext, der unmissverständlich angedeutet ist und den der Förster in seiner Erzählung von dem Erlebnis im letzten Akt ausspricht, heraus. Die Unentschiedenheit, dass die 1. – 5. Kameraeinstellung sowohl Füchsleins Heimat als auch dasjenige zeigen, was der Förster in den Augen des Füchslein erblickt, nämlich zuerst den Wald, legt nahe, das die Begegnung des Försters mit Terynka eine Begegnung mit sich als Naturwesen, die Entdeckung seiner sinnlichen Seite war. Dass die Tierwelt als eine die Menschenwelt reflektierende Gegenwelt fungiert, kulminiert in dem Motiv der Augen des Füchsleins. Die Augen des Füchslein sind gleichzeitig Fenster zur eigenen Seele und Spiegel für den Förster, der darin seine ureigenen Sehnsüchte entdeckt.

    Bezüglich des von ihm inszenierten Intermezzos glaubt Felsenstein, dass »diese Lösung in keinem Augenblick der Musik widerspricht«,152

    152
    Felsenstein in dem Brief an Rudolf Asmus, zit. nach: Kobàn (1997), S. 86
    auch wenn er nicht behaupten könne, die Gedanken Janaceks zu erraten. Felsenstein spricht hiermit einen Wesenszug von Musik aus: Musik bedeutet nicht, sie ist unbegrifflich. Insofern kann eine Untersuchung der Musik des Intermezzos keinen Aufschluss darüber geben, ob Felsensteins Szene richtig oder falsch ist, sondern soll erklären, warum die Szene bruchlos in den Kontext des Aktes und den musikalischen Verlauf des Intermezzos passt, die Musik gibt jedenfalls einige Hinweise darauf, wie Felsenstein auf diese Lösung gekommen ist:

    Das Zwischenspiel wird eingeleitet durch musikalisches Material aus den ›Au‹-Rufen des Füchslein (2 Takt nach Ziffer 11), die als Figur in den tiefen Streichern und dem Fagott auftauchen sowie der ersten Hälfte des Themas, das zu Beginn des Bildes erklingt.


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