es den einen in die Wade biss, bindet der Förster es an. Der
Abschluss dieser Szene bildet den Beginn einer Erinnerungssequenz: Der Förster
schaut sich beim Hereingehen in das Haus nach dem Füchslein um, entdeckt
irgendetwas Rätselhaftes in seinem Anblick, das ihn festhält, und kehrt zurück
zum Füchslein. Die folgende Szene sei, weil sie zentral für Felsensteins Konzept
ist,150
Anlässlich seiner Inszenierung des ›Füchslein‹ an der Komischen Oper 1956 beschrieb
er dem Darsteller des Försters, Rudolf Asmus, in einem ausführlichen Brief, in dem er
einige Grundzüge seiner Konzeption darlegte, die Szene, wie sie auf der Theaterbühne
stattfinden sollte. Felsenstein hielt es für unerlässlich, dass Asmus vor Probenbeginn diese
Szene kennenlernte, was einen Rückschluss auf ihre Wichtigkeit zulässt. Deswegen sei die
Beschreibung hier vollständig zitiert: »Nachdem der Förster das Füchslein angebunden hat,
die Försterin, die beiden Buben und der Dackel abgegangen sind, kehrt der Förster (5. Takt
nach Ziffer 11) noch einmal zurück und richtet – wie um eine Erinnerung zurückzurufen –
seinen Blick sinnend ins Weite. Die Bühne wird dunkel (Verwandlung). Im 14. Takt nach
Ziffer 11 richtet sich das Füchslein im Schlaf auf, und wir sehen mit ihm im Mondlicht
denselben Wald, in dem es gefangen wurde, wobei aber Teile der Försterei in dem nächtlichen
Waldbild erkennbar bleiben. Das Füchslein reckt sich, an der Kette zerrend, sehnsüchtig dem
Wald entgegen und sinkt (10. Takt nach Ziffer 12 bis Ziffer 13) wieder klagend zurück in den
Schlaf. Die Bühne wird abermals dunkel. Im 6. Takt nach Ziffer 13 erscheint abermals der
Wald, und an derselben Stelle, wo wir ihn zuletzt gesehen haben, steht der Förster. Diesmal
in Joppe, Hut und mit umgehängtem Gewehr. Er richtet seinen Blick wieder zurück auf das
Füchslein. Aber da erhebt sich (8. Takt nach Ziffer 13) an der Stelle, wo das Füchslein schlief,
ein schönes, ebenso graziles wie starkes Mädchen vom Boden und geht, ohne den Förster zu
sehen, langsam bergan in den Wald, auf dessen Höhe sie im Mondlicht stehen bleibt. Der
Förster, leidenschaftlich bewegt, geht (6 Takte vor Ziffer 14) ihr nach und will sie umarmen.
Das Mädchen fährt (Ziffer 14) erschreckt herum, schwankt, vom Förster festgehalten, eine
Weile zwischen Faszination und Abwehr, reißt sich (5. Takt nach Ziffer 14) los und läuft in
den Wald. Der Förster bleibt mit ausgebreiteten Armen stehen und geht ihr (10. Takt nach
Ziffer 14) nach. Während der Wiederholung des Themas verschwindet das Bild in völligem
Dunkel, die Bühne wird (einen Takt vor Ziffer 15) wieder hell, und man sieht das Füchslein
und den Dackel im morgendlichen Försterhof nebeneinander vor der Hundehütte liegen.«
Zit.: nach Kobàn (1997), S. 85f.
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im genauen Ablauf zum musikalischen Verlauf
geschildert:151
Die Taktangaben beziehen sich auf: KA. Universaledition, 1952. Im Anhang findet sich
das komplette Intermezzo mit den eingetragenen Kameraeinstellungen, markiert durch ihre
nachfolgende Nummerierung.
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- Füchslein angebunden, an der Leine ziehend (ab 9 Takte nach Ziffer 11)
- Zoom auf sein Gesicht bis in die Nahaufnahme der Augen (Takt 11 bis 13 nach
Ziffer 11)
- Langsame Überblende in den Wald, so dass man den Wald in den Augen des
Füchslein erscheinen sieht (Takt 14 bis 17 nach Ziffer 11)
- Sehr langsamer, zeitlupenhafter Schwenk durch den Wald, währenddessen immer
wieder Einblendungen der Augen des Füchslein (Takt 18 nach Ziffer 11 bis 5 Takte
vor Ziffer 13)
- Kamerafahrt zurück, das Füchslein in der Totalen (4 Takte vor Ziffer 13 bis
Ziffer 13)
- Schnitt auf den Förster und anschließender Zoom auf sein Gesicht (3 Takte bis 5
Takte nach Ziffer 13)
- Schnitt auf die Augen des Füchslein (6 Takte nach Ziffer 13)
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