sehr
häufig eingesetzt wird. Bei jeder kleinsten Abweichung zum Tempo geht die
Übereinstimmung zwischen der Musik und dem Metronom verloren, und mit ihr auch die
Sicherheit, das Tempo des Stückes bzw. des Abschnitts gefunden zu haben. Wegen der
Ungenauigkeit dieses Messvorgangs mit dem Metronom wurde die Möglichkeit erwogen,
die gesamte Abspielzeit durch die Anzahl der Pulse zu teilen – doch dies wurde schnell
wieder verworfen, da die manchmal bedeutenden Abweichungen zum Urtempo
(z. B. Orgelpunkte und rallentandi) die Resultate stark beeinflusst und somit
verfälscht hätten. Unter diesen Umständen blieb nichts anderes übrig, als doch zum
Metronom zu greifen, da bis heute keine Messmethode erfunden wurde, um
musikalische Zeitverhältnisse festzulegen (vgl. Repp [1994]). Wenn auch die hier
vorgestellten Werte mit Vorsicht und als ungefähre und durchschnittliche Tempi
betrachtet werden müssen, so reichen sie jedoch allemal aus, um eine grobe
Vorstellung davon zu erhalten, inwiefern Pianisten tatsächlich die Angaben Chopins
respektieren.
Für die Etüde Nr. 11 wurden zwei verschiedene Tempi gemessen: eins für die vier ersten und eins für die restlichen Takte. Für die erste Messung wurden alle vier Takte berücksichtigt, für die zweite jedoch nur die T. 5–12. Ein Vergleich mit der genauen Wiederholung dieser Takte in T. 69–76 erwies, dass alle fünf Interpreten ihr jeweiliges Urtempo dort wieder benutzen. So kann man davon ausgehen, dass bis auf lokale Veränderungen das Tempo in den T. 5–96 relativ stabil bleibt. Tabelle 5.1 zeigt die Tempomessungen.
Tabelle 5.1 lässt erkennen, dass die Werte der fünf Interpreten recht nah beieinander
liegen. Die Tiefst- und Höchstwerte liegen für den ersten Abschnitt bei 24 und 28, für
den zweiten bei 60 und 66. Auch wenn für letzteren keiner der Pianisten das
hochvirtuose vorgeschriebene Die fünf Performances weisen bei der Betrachtung des lokalen rubatos deutliche Unterschiede auf. An der Anzahl und an dem Ausmaß der Abweichungen kann man durchaus einen ›agogischen Stil‹ bei den einzelnen Pianisten erkennen. Es würde bei weitem die Grenzen dieser Arbeit sprengen, eine Untersuchung anzustellen, ob der Stil der hier analysierten Pianisten auch in anderen Stücken Chopins bzw. bei anderen Komponisten beibehalten bleibt. In Anbetracht dieser Einschränkung ist |