- 27 -Heise, Walter: die Bringer Beethovens 
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XI

Abschließend seien einige Gedanken und Beobachtungen angedeutet, die den Verfasser nach der Begegnung mit den "Bringern Beethovens" beschäftigten.

1.

Die Vermutung, ein derartiges Gedicht sei hierzulande nicht von vornherein verständlich, bestätigte sich in einem Versuch mit Schülern und Studenten. Die Interpreten waren aufgefordert, in aller Kürze -und ohne den Autor zu kennen- Aussagen über das Gedicht zu machen. Das Ergebnis war -von Ausnahmen abgesehen- außerordentlich beunruhigend. Wenn schon kaum wirkliche Annäherungen an den Sinngehalt des Gedichts gelangen, so wären bessere Zugänge zum thematischen Vordergrund immerhin zu erwarten gewesen, -zumal es sich in beiden Gruppen um Musikinteressierte handelte. Die hier angebrachten Bedenken richten sich allerdings weniger an die Interpreten, als vielmehr an deren Lehrer, denen es offensichtlich nicht gelungen ist, zu aufmerksamem Lesen anzuleiten und inhaltliche Voraussetzungen zu schaffen, durch die Durchblicke und Einsichten erst möglich werden. "FEHLINTERPRETATIONEN": – Ich sehe zwei Interpretationsansätze: 1. daß es falsch ist, wenn jemand (z.B. ein Lehrer) bestimmt, welche Musik gut und welche schlecht ist und darauf besteht, daß die "gute" Musik -hier identisch mit "Klassik"- von allen als einzig wahre Musik akzeptiert bzw. angesehen wird. 2. "Schicksalssymphonie", d.h., wer sich gegen sein Schicksal wehrt, kämpft auf verlorenem Posten. Man kann nicht gegen sein Schicksal ankämpfen...

– Das Gedicht richtet sich gegen die Vermarktung von Musik. Der Autor will darauf hinweisen, wie sehr gesellschaftlich geprägte Normen und Vorstellungen manipulierend eingesetzt werden können... Die Einstellung des Autors gegenüber der 5.Sinfonie Beethovens scheint negativ zu sein...

– Der Autor scheint sich mit diesem Staat zu identifizieren. Er will durch sein Gedicht zeigen, daß man nicht gegen die Herrschaft opponieren kann, da es für den Einzelnen nur Nachteile bringt...

Die hier sichtbar werdenden bedenklichen Mißverständnisse mögen für sich selbst sprechen. Sie werden ergänzt durch musikliterarische und musikpädagogische Gemeinplätze:

MUSIKVERMARKTUNG und MANIPULATION DURCH MUSIK

"GUTE" (=Klassik) und SCHLECHTE (="moderne"/ Pop-) MUSIK

Beethovens 5. Sinfonie als Inbegriff von SCHICKSAL, -wobei diese Thematik selbst noch im Sinne populärer Musikvermittlung undifferenziert verstanden wird.


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