Die leidigen Herdenglocken sorgen dafür, daß der bukolische Ton auch in den beiden formidabeln Außensätzen fortklingt. [W07/J] Wer nicht von dem Exzeß der Schlaginstrumente im letzten Satze niedergeschmettert wurde [W07/K] Beim Finale merkt man sofort, warum der Komponist in drei vorhergehenden Sätzen so zahm und zurückhaltend gewesen ist. Es soll eine verblüffende Kontrastwirkung erzielt werden. Schon seinen Dimensionen nach ist dieser Satz nahezu so ausgedehnt, wie die drei ersten zusammengenommen. Aber auch alle Bizarrerie, alle Verrücktheit, alle Monstrosität, die so lange wider die Natur zurückgehalten wurde, wird nun losgelassen. Wem vordem nicht die Geduld ausgegangen, wird nun durch reichliche Sensationen entschädigt. [. . . ] so knüpft der letzte an den Hexensabbath an [. . . ] daß diese Sinfonie und besonders das Finale »tragisch« sein sollen und daß die dröhnenden Hammerschläge die Schicksalsschläge bedeuten. [W07/L] So greift er denn in der tragischen Sinfonie auf dem höchsten Punkte der Erregung zum Hammer. Er kann nicht anders. Versagen die Töne, so fällt ein Schlag. Das ist ganz natürlich. Redner, denen im entscheidenden Momente die Worte fehlen, schlagen mit der Faust auf den Tisch. . . [W07/M] und besonders im Finale beinahe brutal in der dynamischen Wirkung. [. . . ] dem überlauten Finale [W07/O] Satztechnik
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- So ist das Finale ein Wunderwerk satztechnischen Vollbringens, das in der ganzen Literatur kaum seines gleichen hat. [E06/K]
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- Das liegt an der übermäßigen Länge des Werkes [. . . ] Es ist zu bedauern, daß Mahler, dessen kompositorisches Können, dessen glänzendes Instrumentationsvermögen wieder voll in die Erscheinung treten, kein Ende findet in der Durcharbeitung und immer wieder neuen Verknüpfung seiner Themen; besonders macht diese breite, ermüdende Behandlung sich im ersten Satz und im Finale bemerkbar. [B06/D]
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- die Themen jagen förmlich einander [. . . ] Wahrscheinlich ist der Satz aber doch in seiner Architektur planmäßig aufgebaut. [B06/E]
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- Aber gerade in diesem Finale steckt trotz aller Roheit und Brutalität, die vergebens die fehlende Kraft zu ersetzen suchen, eine Fülle des technischen und gestaltenden Könnens, die höchste Bewunderung abnötigt. [M06/B]
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- Weitaus am überzeugendsten wirkt in dieser Beziehung [musikalische Logik] der Schlusssatz [sic], dessen Linienführung und temperamentvolle Ausarbeitung man in den ersten Sätzen vergeblich suchen wird. [M06/E]
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- Die Großzügigkeit, die Klangpracht und die kombinatorischen Wunder dieser Musik sind über jede Diskussion erhaben; man kann solche Kunst anbeten, aber nicht als ein zum Himmel Entrückter, sondern als ein in den Staub Niedergeworfener. [W07/D]
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- Häufung [. . . ] in der thematischen und kontrapunktischen Arbeit. Fessellos geht die Umgestaltung, Ausdeutung, Variierung der Themen vor sich. Und im Anschlusse daran, welche Hypertrophie des Kontrapunktischen oder dessen, was heute so heißt! Jede Stimme möchte, Thementeile erhaschend, ein Eigenleben erstreiten. In diesem Kampfe, in diesem bellum contrapuncticum omnium contra omnes, gibt es schließlich nur Besiegte. [W07/H]
Verständlichkeit
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- Am meisten verlangt das gewaltige Finale vom Zuhörer, es ist bei weitem der komplizierteste Teil des ganzen Werkes [. . . ] Trotz der grandiosen Mittel, mit denen hier gearbeitet wird, [. . . ] ist die streng logische Gliederung, die klare Größe und Durchsichtigkeit der Linienführung doch wieder so deutlich gekennzeichnet, daß ein Gefühl hülfloser [sic] Verwirrung nie aufkommen kann, [E06/D],
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- Mag in der Partitur immerhin nachzuweisen sein, daß das Stück »klar disponiert« ist, dem Ohre stellt es sich dar als ein Ungefügiges, Maßloses. [E06/I]
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