- 300 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (299)Nächste Seite (301) Letzte Seite (410)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Seiten zu beleuchten weiß, so daß man wohl kaum einen Augenblick gelangweilt zuhört, daß erscheint uns das eigentlich wichtige bei dieser zudem so diatonischen Musik zu sein, [E06/E]
so sehr legt doch der teils reflektorische, teils skrupellos populäre Charakter der Themen eine gewisse Zurückhaltung bezüglich einer nur lobenden Zustimmung ebenso auf [E06/E]

in der Entwicklung seiner Themen nimmt Mahlers »Sechste« Dimensionen an, es macht sich eine solche schrankenlose Freiheit thematischer Arbeit geltend, [. . . ] daß man den Eindruck eines hochmodernen Werkes gewinnt. [E06/F]

Die mangelnde Originalität, das Banale der Mahlerschen Themen würde längst nicht so krass hervortreten, wenn ihre Verarbeitung mehr überzeugende, das Gefühl in Bann zwingende Kraft besäße und nicht vorwiegend als Resultat eines freilich bedeutenden Kunstwissens und Könnens erschiene. [E06/I]

Stände dem allen [den Reminiszenzen] ein wirklich Mahlersches Melos gegenüber, würde ich es nicht einmal erwähnen. Auch unterschreibe ich den Satz, daß es darauf ankommt, was ein Meister aus einem Gedanken macht. Alles jedoch mit Maß. Ein derartiger Verzicht auf Eigenprägung kann für die Beurteilung eines ernsten symbolischen Kunstwerkes unmöglich ausgeschaltet werden. [E06/J]

Zunächst ergibt wieder die Analyse der Mahlerschen Riesenthemen, dass sie entweder völlig nichtssagend oder aber aus Elementen fremder Autoren zusammengesetzt sind. [. . . ] Sodann aber hat man die Empfindung: solche prägnanz- und formlose Themen von 40-60 Takten kann man ad libitum fabrizieren, wenn man Lust dazu hat [E06/U]

Doch mit dem großen Bogen, mit dem langen Atem der Mahlerschen Hauptthemen hat es seine eigene Bewandnis. Ich glaube, man könnte diesen »Atem« noch beliebig verlängern, ihn aber auch ohne weiteres abkürzen. [E06/Z]

in der nicht immer gewählten thematischen Erfindung [E06/a]

In einem sind sie [Mahlers Sinfonien] einander alle gleich: in der geringen Bedeutung melodisch-origineller Erfindung. [. . . ] Mahlers begeisterte Anhänger mögen ihm Themen von 50 und mehr Takten Länge andichten; denjenigen, welche sich des gründlichen Studiums des »Anacrouse« von M. Lussy befleißigt haben, werden anderer Meinung sein über diesen Themenaufbau. [E06/c]

Denn einen solchen außergewöhnlichen Apparat bedingen auch außergewöhnliche musikalische Gedanken, mit vollem, tiefen, blühendem Leben, Gedanken, die mit der inneren Größe außergewöhnliche Kühnheit und Schönheit folgerichtig verbinden. Nun sind ja bekanntlich die Mahlerschen Themen vielfach sehr umfangreich, auch kühn geschwungen, aber damit hält ihre Gediegenheit keinen, oder doch nicht stets gleichen Schritt. Man staunt sie an, aber man wird nicht innerlich fortgerissen, ja überwältigt. Darin zeigt sich Mahlers schwache Seite [. . . ] die Melodien [sind] streng erhaben [E06/d]

Als charakteristische Merkmale der Mahler’schen Muse möchte ich feststellen: die merkwürdige Themenbildung, [. . . ] ein wenig wertvoller, melodischer Kern, umhüllt von reiches Interesse bietenden Äußerlichkeiten. Mahler ist unbedingt un esprit fin. Schade, daß ihm nicht ein Jungborn der Melodie fließen will. Wäre ihm die Gabe zu eigen, melodisch origineller erfinden zu können, er wäre, durch sein reiches Können unterstützt, einer der ersten aller Zeiten. [E06/g]

als man die starke schöpferische Potenz, die sich in einzelnen Themen der drei ersten Sätze offenbart, übersehen kann [M06/D]

Damit sind wir auf den einen wunden Punkt des Werkes gelangt: die eigentliche Thematik. [. . . ] Man hat angesichts der Mahlerschen Thematik immer das Gefühl des Wollens und Nichtkönnens; er will sich immer hoch aufrecken und stürzt im nächsten Augenblick kraftlos zusammen. Auch das Adagio bedeutet in dieser Hinsicht keinen Schritt vorwärts: es ist so ganz in jene verwässerte Mendelssohn-Romantik getaucht, die wir nun heute einmal nicht mehr goutieren wollen. Dabei liebt es Mahler, sowohl seine Gedanken wie ihre Begleitungsgebilde und Kontrapunkte derart reich zu rhythmisieren, dass dadurch die allenfalls in den Themen ruhende Gegensätzlichkeit erst recht verwischt wird. Grossartige Ruhe ist ihm fremd. [M06/E]

dessen Gesangsthema [1. Satz] ganz besonders herrlich ist [M06/G]

Welche banalen Themen von einem Riesenorchester »mit Röhren und Pumpen« verarbeitet, welcher Mangel an großen symphonischen Gedanken mit organischer Keimkraft. [M06/H]


Erste Seite (i) Vorherige Seite (299)Nächste Seite (301) Letzte Seite (410)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 300 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang