- 295 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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Entfernt man aber den Riesenapparat, so bleibt rein gar nichts von tragischer Empfindung und ein Minimum von Erfindung über. [W07/L]

In einem Takte der sechsten Sinfonie finden sich bei einem belanglosen, dürftigen Marschmotiv folgende Vorschriften: Fortissimo, decrescendo, piano, vier Hörner »offen«, vier Hörner »gestopft«, die ersten Violinen (dreifach geteilt) sempre pizzicato, die zweiten Violinen col legno, das heißt mit dem Holzrücken des Bogens, die Violen, die Violoncelle und Bässe aber »arco«, dann noch zum nächsten Takt überleitend: zwei Trompeten »offen«, zwei Trompeten »mit Dämpfer«. Dazu Triangel, kleine Trommel und Tamburin. [W07/M]

Die Wahl der instrumentalen Mittel gibt aber auch in anderer Beziehung zu ernsten Betrachtungen Anlaß. Wer die Instrumentation der Sechsten Symphonie kennt, oder nur das spielende Orchester sieht, erwartet von dem ungewöhnlichen Apparat auch außerordentliche Effekte. Ich finde, daß diese weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind, und komme auf den Gedanken, daß die erzielten Klänge mit den gewöhnlichen einfacheren Mitteln auch zu erreichen gewesen wären. [W07/O]

Satztechnik


läßt sich aber in Mahlers sechster Sinfonie alles nach rein musikalischen Gesetzen erklären, [E06/D]

So sehr man außerdem auch die mit unzähligen kleineren Ornamenten ausgestattete Architektonik des Werkes im allgemeinen anerkennen muß, [E06/E]

Als Satztechniker ist Mahler unstreitig mit allen Mitteln seiner Kunst ausgerüstet, doch begegnen uns auch hier neben Partien, die höchstes Lob verdienen, solche, die man nur als Kuriositäten, als Resultate einer schrankenlosen Willkür bezeichnen muß [E06/F]

Dagegen erscheint hie [?, in der 6. Symphonie] die Kunst des Aufbaues und der kontrapunktischen Kombinationen [. . . ] entschieden noch weiterentwickelt. [. . . ] Und so wenig die Sätze wie ihre einzelnen Glieder sich immer logisch aneinander entwickeln, [. . . ] Andererseits zwingt uns nun die technische Meisterschaft des Komponisten zur Bewunderung. Meisterschaft allerdings ist in dem Sinne gefaßt, wie ihn die Alten verstanden. Zu Beethovens Können gehörte auch die Kraft, Maß zu halten, ebenmäßige Proportionen herzustellen, das Unwesentliche vom Wesentlichen zu sondern. Mahlers Musik leidet an Hypertrophie; sie verarbeitet immer das ganze Studienmaterial, sie scheidet nicht aus, erspart uns keinen Einfall, keine Kombination. [. . . ] das, wenn ich so sagen darf, psychologisch Entwickelnde des symphonischen Stils tritt dagegen mehr und mehr zurück. [E06/J]

ebenso ist der Aufbau der ganzen Sätze vielmehr ein Nebeneinander-, als ein Ineinanderarbeiten, ein organisches, logisches Gliedern. Es ist Kilometermusik, [E06/U]

Aber die Formengrosszügigkeit, der kunstvolle Bau, die orchestral wuchtige, polyphone Verarbeitung der weitausholenden Themen muß jederman imponieren, selbst den Gegnern der reinen Instrumentalmusik. [E06/V]

in der fabelhaften Orchestertechnik [E06/a]

Mit zwingender Gewalt, mit strenger Logik bauen sich die einzelnen Teile auf, alles fließt folgerichtig weiter. [E06/d]

So empfand ich noch mehr als damals, daß in dem ersten Satze eine Größe steckt, die ihn weit über die anderen erhebt. Die Form ist hier von klarer und geschlossener Wirkung, da der Komponist nicht wie sonst inkohärente Einfälle hineingeschoben hat. Höchstens dehnt sich die Coda allzubreit aus und schwächt dadurch die gewonnene Steigerung wieder ab. Aber namentlich bis zum Doppelstrich (auch diese althergebrachte Sitte sehen wir hier gewahrt) entwickelt sich alles überzeugend und in jenem einheitlichen Flusse, den ich besonders schätze, und der dem symphonischen Schaffen so wohl ansteht. Thema und Gegenthema sind fest umrissen und logisch fortgebildet [B06/C]

Und dieser gewaltige Tonkörper ergeht sich in den kunstreichsten Formen und Verbindungen, [. . . ] Die Satzkunst Mahlers ist durch diese Symphonie neu und glänzend erwiesen. [B06/G]

werden die ganz individuelle Kunst [. . . ] der Kontrapunktik Achtung gebieten. [B06/H]

den komplizierten Aufbau [B06/I]


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