- 294 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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eine Symphonie verlangt ein anderes Orchester als eine symphonische Dichtung, da in der letzteren infolge des reicheren dichterischen Hintergrundes viele Mittel verwandt werden können, die in der ersteren ganz ausgeschlossen sind. Daher erscheint es von vornherein zweifelhaft, ob die von Herrn Mahler in seiner sechsten Symphonie aufgehäuften Mittel in richtigem Verhältnis zu den zu Tage getretenen Gedanken stehen. [E06/X]

strebt er seinem Wesen nach rücksichtslos ins Gigantische. Die Gebilde seines Schaffens nehmen Dimensionen an, die zum eigentlichen inneren Gehalt in keinem rechten Verhältnis mehr stehen. [E06/Z]

Der ungeheure Aufwand in dieser Hinsicht steht in keinem Verhältnis mehr zu den rein musikalischen Werten seiner Schöpfungen. [B06/A]

Das Maßlose in Form und Aufwand der Mittel, selbst wenn es ästhetisch zu rechtfertigen wäre, würde eine andere Erfindungskraft zur Voraussetzung beanspruchen, als sie Mahler zur Verfügung steht. [. . . ] sein Gestaltungsvermögen bleibt hinter so titanischem Wollen weit zurück. Auch die raffinierteste Technik kann dieses Mißverhältnis nicht verdecken. [B06/C]

und erfordert ein Aufgebot von Mitteln, das zu ihrem geistigen Gehalt entschieden in keinem rechten Verhältnis steht. Um diese Gedanken, diese Themen auszusprechen und klarzulegen, würde eine weit knappere Form, ein kleineres Orchester genügen [B06/E]

Es gibt Künstler, die mit geringen Mitteln viel erreichen, andere gebrauchen, Großes zu erreichen, große Mittel, und wir meinen, diese seien deshalb nicht weniger zu loben als jene. Aber mit ungeheuren Mitteln so wenig zu erreichen wie das G. Mahler in dieser Symphonie tut, das ist doch beklagenswert. [B06/G]

Dieser Grundmangel in Mahlers künstlerischer Persönlichkeit und das Mißverhältnis zwischen seiner Ideenwelt und dem zu ihrer Darstellung aufgewendeten äußeren Apparate sind die Ursachen, aus denen er sich als wahrhaft Großer nicht durchzusetzen vermag. [B06/H]

Mir schien diese Musik in der Form wie in dem Aufgebot der materiellen Klangmittel völlig masslos. [B06/I]

das Mißverhältnis zwischen Mahlers Ideenwelt und dem zu ihrer Darstellung aufgewendeten äußern Apparate läßt keine reine ästhetische Befriedigung aufkommen [B06/K]

Das Mißverhältnis zwischen einer im allgemeinen ziemlich schwachen und oft auch wenig wählerischen Erfindung und dem Trachten ins Große und Außergewöhnliche hinsichtlich der Formenverhältnisse, des Ausdrucks und der Ausdrucksmittel tritt hier auffallender wohl als je zuvor zu Tage. [M06/C]

Aber andererseits stehen Mahlers Riesenformen und Riesenmittel dennoch entfernt in keinem Verhältnis zu dem Inhalt, den er ihnen zu geben vermag und der weit keiner ist, als seine Einkleidung glauben machen möchte. [M06/D]

Die Ecksätze haben zudem maßlose Dimensionen, die in starkem Widerspruch zur geringfügigen Thematik stehen. [M06/H]

eine Begabung, die freilich nicht ausreicht, um Riesenformen wie die seiner sechsten Symphonie zu füllen [M06/J]

in dem als tragisches Geschick das krasse Mißverhältnis zwischen einem ungeheuren Reichtum an musikalischen Kunstmitteln und einer dekadenten Schaffensohnmacht wirkt. [. . . ] Ihr musikalischer Inhalt steht zu der unglaublich übertriebenen Größe ihres formellen Aufbaues zu dem aufgebotenen Raffinement in der Verwendung der Mittel in einem Verhältnis, daß sich absolut nicht mit einer künstlerischen Notwendigkeit erklären läßt, sondern im Gegenteil jeder inneren Logik und Wahrheit widerspricht, und das unzweifelhaft nur aus einem förmlichen Verzweiflungskampf resultieren kann, den ein bis zum Wahnwitz gesteigerter Wille und ein raffinierter Kunstverstand mit unsäglichen Mühen und mit den verwegendsten Mitteln gegen eine unüberwindliche Schwäche an positiver schöpferischer Erfindung führten. [W07/C]

das Uebel, an welchem Mahlers Orchesterkunst im allgemeinen und seine sechste Symphonie im besonderen krankt, liegt in der Verschwendung instrumentaler Mittel, die teils im umgekehrten Verhältnisse zu der Kraft seiner Erfindung und der Gewandtheit seiner thematischen Arbeit stehen, teils die Konzeption und Ausführung eines geordneten Planes überhaupt illusorisch machen. [W07/J]


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