- 280 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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Effekten auftürmen, weniger als Hauptzweck, sondern als Ausdruckmittel einer großen, innere seelische Vorgänge zeichnenden Idee. [. . . ] Das stark engagierte Schlagzeug, für das Mahler hier eine besondere Vorliebe zeigt, wirkt allerdings effektvoll, aber diese Effekte werden nicht zum Hauptzweck. Gelegentlich einer Probe des Werkes in Wien äußerte sich Mahler nach einem verfehlten Eintritt der Pauke wie folgt: »Lassen wir den Paukenwirbel an dieser Stelle ganz weg. Es liegt mir überhaupt daran, meine Herren, daß sie mir folgendes glauben: Ich habe nirgends die Absicht, zu lärmen – obgleich ich soviel Schlagwerk aufbiete. Wenn Sie zuhören, so werden sie bemerken, daß ich immer nur ein Schlaginstrument heranziehe, niemals mehrere gleichzeitig. Ich wollte durch Verwendung der verschiedenen Schlaginstrumente eben nur Abwechslung in der Klangfarbe erzielen.« [. . . ] Heute, wo die instrumentalen Ausdrucksmittel immer reicher geworden sind, kann man es keinem Komponisten verdenken, wenn er die Tonfarben mannigfaltiger aufträgt. Mahler, der erfahrungsgemäß alle Einzelheiten des modernen Orchesters sein Eigentum nennen darf, erblickt in der Verwendung der reichen Mittel einen Teil der ihm unerläßlich scheinenden Ausdrucksweise. [E06/L]
den ins ungemessene gesteigerten Ausdrucksmitteln. [E06/M]

Gelegentlich einer Probe, die Mahler mit den Wiener Philharmonikern veranstaltete, drangen Mitteilungen in die Öffentlichkeit, wonach der Komponist in jener neuen Sinfonie an Kühnheiten der Ausdrucksmittel alles überbieten sollte, was er in dieser Beziehung seither geleistet hat. In der Tat verwendet Mahler in seiner sechsten Sinfonie u.a. fünf Pauken, eine kleine und eine große Trommel, Cinellen, Tamburin, Herdenglocken, Glockenspiel, Triangel, Xylophon, Celeste [sic] und die von keinem Sinfoniker noch benutzte Donnermaschine. Zudem läßt er diese viereckige Riesentrommel, die sonst mit einem einfachen Klöppel geschlagen wird, mit einem massiven Holzhammer bearbeiten. [. . . ] Nicht minder kühn unternehmend ist Mahler in seinen Farbenmischungen. Der Effekt, den er dabei erzielt, besteht in einem leuchtenden Kolorit voll phantastisch schillernden Glanzes und greller Lichter, die mit düsteren Schatten wechseln. [E06/N]

setzte durch eine kühne Instrumentation in Erstaunen [E06/P]

Natürlich hat er auch diesmal die Klangmittel des Orchesters bereichert, und zwar um Kuhglocken und um die bisher mehr in französischen Opern angewandte Celesta, eine Art Stahlklavier von süßem leuchtenden Ton. [E06/P]

Seine Instrumentierung ist stark und umfangreich, liegt aber offen und durchsichtig da. Es sind keine Kinkerlitzchen drin, keine raumfüllenden chromatischen Klettereien, wie sie einen großen Teil der neueren Orchestermusik als eine Art mißmutig ironischen Geheuls ständig begleiten. [. . . ] Neuzeitlich auch durch die massenhafte Besetzung des Orchesters, in dem Blech- und Schlagzeug dominieren. Letzteres ist durch eine kleines Regiment fast selbstherrlich vertreten. [. . . ] in der Instrumentierung, die kein Neuerer so kühl beherrscht [E06/Q]

In Bezug auf instrumentales Raffinement dürfte Mahler heute kaum einen Rivalen haben, und wer etwa praktischen Unterricht in moderner Instrumentationslehre suchte, durfte mehr auf seine Rechnung kommen als der, dem es nach musikalischer Befriedigung und rein künstlerischem Genießen verlangte. [E06/S]

Das Werk ist [. . . ] überaus affektiert und manirirt [sic] in der Instrumentation [E06/T]

in Ermangelung des inneren Wertes, mit allen Effektmitteln des Orchesters, vor allem mit den lärmensten Instrumenten, unterstrichen werden muß – gewiß kein Zeichen ihres inneren Wertes, wie es Menschen gibt, die ihren Ansichten dadurch eine grössere Richtigkeit zu vindizieren glauben, dass sie sie mit Stentorstimme vortragen. [E06/U]

An Effekten weist das neueste Werk Mahlers durch Herbeiziehung alles möglichen Schlagzeuges, wie: fünf Pauken, Triangel, grosse und kleine Trommel, Becken, Tamtam, Xylophon, tiefes Glockengeläute, Herdenglocken, Rute; durch die Verwendung der Celesta (Stimmgabelnklavier mit ätherisch, glasglockenähnlichem Klange) und des Hammers (Donnermaschine – eine viereckige Riesentrommel) bisher noch nie erreichte Klangstimmungen auf. Bemerkenswert ist übrigens bei der Gelegenheit eine Aeusserung Mahlers anlässlich der Wiener Generalprobe mit dem Hofopernorchester, er sagte: »Ich habe nirgends die Absicht zu lärmen – obgleich ich soviel Schlagwerke aufbiete. Wenn Sie zuhören, so werden Sie bemerken, dass ich immer nur ein Schlaginstrument heranziehe, niemals mehrere gleichzeitig. Ich wollte durch Verwendung der verschiedenen Schlaginstrumente eben nur Abwechslung in der Klangfarbe erzielen.« [E06/V]


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