- 279 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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und bemüht [. . . ] alle und neue Orchestermittel, deren Aufwendung in gar keinem Verhältnis zur Größe. tiefe und Weite des Inhalts steht. Mahlers Orchester besetzt acht Hörner, sechs Trompeten, vier Posaunen, vier Fagotte, ein Kontrafagott, vier Oboen usw., dazu eine Batterie Schlagzeug von Pauken und Triangel, großen und kleinen Trommeln, Becken, Xylophon und Glockenspiel, Tamtam, Rute, ein tiefes Glockengeläute, Herdenglocken und verwendet dazu die Celesta, ein erst in neuerer Zeit konstruiertes Stahlplattenklavier. Daß Mahler ein glänzender Orchestertechniker ist, dieser Ruhm bleibt ihm allerdings auch jetzt unbenommen – ebenso wie ihm gern zugestanden werden soll, daß es eine Anzahl sehr reizvoller Klangkombinationen zu hören gab. [E06/G]

Die längst bewunderte spezielle Begabung Mahlers für sensationelle und unleugbar großartige orchestrale Wirkungen tritt hier ebenfalls als das wesentlichste Moment in den Vordergrund. Welch ungeheuren instrumentalen Apparat setzt der in solchen Dingen unglaublich erfindungsreiche Komponist in Bewegung! 8 Hörner, 6 Trompeten, 12 Stück Schlagzeug, Heerdenglocken [sic], große Glocken, die neue Celesta, ja sogar eine Rute zum Rühren der großen Trommel und ein in der Partitur mit Hammer bezeichnetes Schlaginstrument benötigt Herr Mahler für seine Farbenpalette. Wahrhaftig das reine Raritätenkabinett, um das selbst ein Richard Strauß den findigen Kollegen ernsthaft beneiden könnte. [E06/H]

Mahler arbeitet mit dem größten instrumentalen Apparat, bevorzugt diesmal aber mehr als sonst die harten Tonfarben; grelle Trompetenklänge sind im Uebermaß verwendet worden. An verschiedenen Stellen klingen tiefe Glocken und Herdenglocken in das Ensemble hinein.[E06/I]

Dagegen erscheint hie [?, in der 6. Symphonie] [. . . ] die Kunst, alle vorhandenen Klangmittel in geistreicher und effektvoller Weise zu verwerten, entschieden noch weiterentwickelt. Mahler wendet außer sämtlichen gebräuchlichen Orchestermitteln (von denen die Hörner achtfach besetzt sein sollen) diesmal die Celesta an, ein Stahlplattenklavier von zartem, ätherischem Klange, Glocken, Herdenglocken und eine besonders starke Gruppe von Schlaginstrumenten. Da finden sich neben Triangel, der kleinen und großen Trommel mit Becken und den Pauken [dreifach besetzt) ein Tamtam, ein Glockenspiel, eine Rute und ein Hammer. Der Hammer wurde indessen selbst in der Eisenstadt Essen bei der Aufführung außer Tätigkeit gelassen. [. . . ] Mahler ist gewiß auch ein großer Kolorist; aber das Uebermaß klanglicher Wirkungen macht auch hier die Steigerung oft illusorisch, die schreienden Fortissimi treffen nur noch auf überspannte Hörnerven. [E06/J]

der verschwenderisch mit den Tonfarben umgehende Instrumentationskünstler [erscheint] aber auf der Jagd nach neuen originellen Klangkombinationen. So vermehrte er die Zahl und Arten der Schlagwerkzeuge und ließ denselben bisweilen eine ungewöhnliche Behandlung angedeihen. Es gibt eine große Trommel, die manchmal mit der Rute »gestrichen« wird, eine kleine Trommel, Becken (die auch mit Schwammschlägeln angegriffen werden), fünf Pauken, eine viereckige Riesentrommel (die mit einem Holzhammer bearbeitet wird), dann natürlich noch Triangel, Holzklapper, Tamtam. Als »klingende« Instrumente führt Mahler ferner Glockenspiele, tiefe Glocken, Herdenglocken, die metallstimmige Celesta ein. Den zahlreichen Blasinstrumenten (stellenweise sind sechs Trompeten, acht Hörner u.s.f. in Gebrauch!) werden die kompliziertesten Tonschattierungen zugemutet, und den vielen, vielen Geigern (»mit geteilter Arbeit«) nehmen Passagen und Motive in oft schwindelhafter Höhe des Griffbrettes schier den Atem. Doch man muß gerechterweise zugeben, daß das alles nicht »seinerselbst wegen« geschieht, sondern den höheren Zwecken eines kühnen Tonmalers dient. Nicht des Lärmens wegen sind beispielsweise so viele Schlager [sic] auf dem Podium, sondern um dem geschlagenen Rhythmus Farbe zu verleihen. Nicht des Lärmens wegen ist soviel Blech nötig, sondern nur, um es gruppenweise als Träger wichtiger Offenbarungen ins Treffen führen zu können. [E06/K]

die sechste, ein Werk, das schon durch die Anwendung mancher bisher wenig oder gar nicht gebrauchten Schlagwerkzeuge von sich reden gemacht hat. [. . . ] Für den ersten Satz kommen außer Streichorchester in Anwendung 4 Flöten, 4 Oboen, Klarinette in Es, 3 Klarinetten in B, Baßklarinette in B, 3 Fagotte und Contrafagott, 8 Hörner in F, 4 Trompeten, 3 Posaunen, Baßtuba, Pauken, Glockenspiel, Herdenglocken, Xylophon, große Trommel, Triangel, kleine Trommel, Becken und Tamburin, 2 Harfen und endlich Celesta in F mehrfach besetzt. Zu diesen Instrumenten kommt im zweiten Satz noch 1 Tamtam, während die Celesta fehlt, im dritten Englisch Horn mit Wiederauftreten der Celesta. Das Finale bringt noch eine Steigerung durch das Hinzutreten einer kleinen Flöte, eine vierten Fagotts, 2 Trompeten, eines in der Ferne aufgestellten tiefen Glockengeläutes, Holzklapper, Rute und Hammer. Das Werk steht auf rein instrumentalem Boden und es erscheinen die wiederholt reichen Klangkombinationen, die sich nicht selten zu großen

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