- 243 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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der Natur. Der Weltmüde fällt unter den Hammerschlägen des Geschickes, und man hört sie.« [K27/B]

»In dieser Sinfonie triumphiert das Schicksal, das eherne im antiken Sinne, über den Menschen, dessen innerer Wert aber sich im Kampf mit ihm uns enthüllt [...]« [K27/C]

»Der Mensch Brust an Brust kämpfend mit den Gewalten des Fatums, eingekerkert in seine Individualität, immer wieder sich aufbäumend, zum Ende doch vernichtet vom Schlag des Schicksals.« [W33/B]

In vielen Fällen wird Mahler selbst mit diesem Kämpfenden und Ringenden identifiziert: »In diesem Schlußsatz hat Mahler wieder einmal mit seinem unseligen Weltanschauungsdämon einen verzweifelten Kampf ausgefochten.« [B24/A]

»Sie [die Symphonien 5–7] sind gewissermaßen die grandiosen Bekenntnisse von Mahlers Flucht in die Natur, von seinem unter den tiefsten inneren Erschütterungen vor sich gehenden Ringen um die Lösung des Ausgleichs zwischen Geist und Natur, um das Letzte und Tiefste menschlicher Sehnsucht.« [Ka24/B]

»Immer mit sich ringend, schreibt Mahler eine ergreifend hintergründige Musik, die inbrünstig nach neuem Ausdruck drängt, ihn aber deshalb nur halb erreicht, weil sie den letzten Schritt nicht wagt. Der tiefste Grund für die innere Zwiespältigkeit liegt in der ständig sich steigernden Ekstase, die ein unheimliches Erzittern vor den seelischen Spannungen heraufbeschwört.« [A26/B]

»diese gewiß geniale Schilderung eines in titanischem Ringen mit sich selbst und der Welt liegenden Künstlers« [W33/G]

»Sie kennzeichnet in der Tat die schwerste und düsterste Phase in Mahlers Ringen um sinfonischen Ausdruck. [...] man sieht ihn in körperlichem Zweikampf mit den sinfonischen Gespenstern, zu deren Bewältigung er sein Konzept immer, immer höher, immer großartiger spannt. Das ist ein gewaltiges geistiges Abenteuer, erschütternd, imponierend, furchtbar...[...] Je größer der Trubel, die Aufgewühltheit, die Nervosität im Kampffeld einer Partitur [...]« [W33/H]

Nur ein Rezensent sieht gegenüber diesen zahlreichen Wahrnehmungen einer Niederlage einen »Kampf und Sieg [!] der Persönlichkeit über das unabänderliche Schicksal« [W19/C]. Will man hier einen Erwartungshorizont entwerfen, so wäre dieser auf ein Musikverständnis hin orientiert, das Musik idealistisch als positive und hoffnungsspendende Quelle ansieht, als Gegenwelt gegenüber der Negativität des Erlebens im Sinne der Romantik. So versuchten auch die Autoren in den frühen Zwanziger Jahren (Adler, Specht, siehe Kap. V) Mahler insgesamt zu sehen. Wie die oben zitierte Rezension ausführt, findet man in dieser Sechsten nicht den idealistischen »per aspera ad astra«-Typus der Symphonie, sondern einen »Kampf zum Untergang« [H21/C; W33/E], man vermißt den »üblichen befreienden Ausklang« [F20/B]. Eine einzige Rezension [W19/C] hat nicht einmal dies wahrgenommen, sondern dem traditionellen Symphonie-Typus trotz allem gefröhnt. Den Grund für


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