- 242 -Hanheide, Stefan: Mahlers Visionen vom Untergang 
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Hier bestätigen sich die Ergebnisse: Die Kategorie bizarr, grotesk, absurd geht deutlich zurück. Dämonie, Diabolik, Inferno bleibt fast gleich. Phantastik geht leicht zurück, Kraft, Trotz, Wucht bleibt weiterhin mit hoher Prozentzahl; auch Ironie bleibt fast gleichauf. Während Kampf, Ringen deutlich zunimmt, geht Lärm ebenso deutlich zurück. Ebenso gehen die Militaria zurück, während nervenaufrührend, erschütternd gleich bleibt. Die Kategorie obskur, düster gewinnt entschieden an Bedeutung, während die Nennung pathologisch, krankhaft zurückgeht. Großen Zuwachs verzeichnen die Kategorien Pessimismus und Schicksal; geringfügig nehmen Untergang und Verzweiflung zu, während der Marsch etwas weniger erwähnt wird. Etwa gleich hoch bleibt die Wahrnehmung der Zerstörung, während die Kategorie einsam, allein deutlichen Zuwachs verzeichnet. Die Kategorie brutal verschwindet fast vollständig, während Weltgeschichtliche Bezüge in höherem Maße genannt werden. Frieden und idyllisch, pastoral wird kaum noch in Zusammenhang mit dem Werk gebracht, dagegen empfindet man das Grausame und Grauenvolle in erheblich stärkerem Maße. Insgesamt nehmen psychische Komponenten einen größeren Raum bei der Beschreibung des Werkes ein, ebenso wie der Verweis auf die Persönlichkeit Mahlers. Bringt man die Veränderungen in der Wahrnehmung des Werkes auf einen Nenner, so wird das Düstere, Grausame, im Kampf verstrickte, das Pessimistische und Schicksalsbeladene der Musik deutlich stärker wahrgenommen, verbunden mit einer psychologischen Komponente. Dagegen nehmen Etikettierungen ab, die das Nicht-Verstehen der Musik bezeugen, wie vor allem Lärm und bizarr. Präsent bleibt die Wahrnehmung von Zerstörungspotential in dem Werk.

Der qualitative Blick in die einzelnen häufig genannten Kategorien füllt die Zahlen mit Substanz und verdeutlicht die spezifische Art der Rezeption.

In der Kategorie Kampf, Ringen ist es der Kampf mit dunklen Mächten oder dem Schicksal und der letztliche negative Ausgang, der als Besonderheit des Werkes angesprochen wird: »Unerbittlich, grausam, erbarmungslos und hart zieht diese Sinfonie, die dem üblichen Typus der »durch Kampf zum Sieg«, oder der »per aspera ad astra«-Sinfonie die Sinfonie eines durch »Kampf zum Untergang« entgegenstellt, an uns vorüber.« [H21/C]

»das Finale dieser Sinfonie, ein leidenschaftlicher Kampf gegen dunkle Mächte, der in seiner düsteren Schwere ohne den üblichen befreienden Ausklang [bleibt]« [F20/B]

»Noch einmal holt der Hammer zum Schlage aus, diesmal nach dem Marsch von vorher, und so geht es weiter, bis die Kräfte zum Kampfe nicht mehr langen und ein notgedrungener naturalistischer Schluß das Ganze freudlos endet.« [F26/C]

»Das Ringen mit dunklen Mächten führt zum Untergang, nicht, wie bei Beethoven, zum Siege...« [W33/E]

Häufig ist es ein Individuum, das diesen Kampf führt: »In verzweifelter Stimmung führt da einer, der der Welt gestorben sein möchte, einen leidenschaftlichen Kampf gegen die Tücken und Jämmerlichkeiten des Alltags, wehrt sich vergeblich, sucht vergeblich Beruhigung am Busen


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