einem
romantischen Charakterstück, welche an einen Walzer oder an ein Menuett erinnert.
Dieses Stück besteht aus einer Reihenform ABAC bzw. ADA’/AEA’, aus der während
des gesamten Films Motive abgespalten und verarbeitet werden. In Take 1 noch als
reines Klavierstück verwendet, werden der Melodie in Take 2–3 bereits Streicher
hinzugefügt, die im weiteren Verlauf des Films in vielen Takes das Klavier
begleiten.
Als elementare Bestandteile sind der schwungvolle Auftakt (die Septime als Intervall
findet sich auch bei anderen Takes im Auftakt wieder), der leitereigen aufsteigende Bass
und der Vorhalt in T. 3 (im Original d2 auf c2) anzusehen. Atmosphärisch entspricht
das Stück einerseits dem Ballett- und Tanzmilieu, in dem Jill aufwächst. Andererseits
wird durch die sehr klare Struktur, den eindeutigen Gestus und die durch und durch
konventionell gehaltene Harmonik zweifelsohne auch auf ihre Naivität und Unschuld
angespielt. Die Musik korrespondiert mit dem liebenswerten, kleinen Mädchen, das sich
keiner Schuld bewusst ist, ein sorgloses, gutbehütetes Leben führt und sich
vor lauter Luxus in der Villa ihrer verwitweten Mutter langweilt. Durch den
eindeutigen Verweis auf das Charakterstück des 19. Jahrhunderts wird gleichzeitig
eine andere Zeit evoziert, und durch die Weichzeichnung der Kamera Henri
Dacaës glaubt man sich fast in einem Märchen, zumal der Film ja auch mit den
Worten »Il était une fois dans la ville de Genève une jeune fille du nom de
Jill . . . «,107
»Es war einmal ein Mädchen namens Jill, welches in Genf lebte . . . «
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einer klaren Anspielung auf die Märchengattung, beginnt. Aus dieser Klavierkomposition
entwickelt Carpi einen Großteil der folgenden Takes im Film, sei es, dass er einzelne
Motive wörtlich zitiert (Take 4, B-Teil T. 18–21), das Thema in Moll erklingen lässt
(Take 10) oder komplexere Variationen verfasst (Takes 8–9).
In Take 27 verfremdet der Komponist das Thema, indem er in die Diatonik eingreift und
zu einer As-dur-Melodie und einem As-Ostinato aufsteigende dissonante
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