- 42 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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sik des Soundtrack über weite Strecken des Films letztendlich wie eine liebevolle Hommage an gängige Filmmusikpraktiken, tiefere Kritik an letzteren sucht man jedoch vergeblich.

  Vie privée – ein Dokumentar-Melodram?

Der 1961 gedrehte vierte Spielfilm von Louis Malle Vie privée (dt. Titel Privatleben) beschreibt den kometenhaften Aufstieg des jungen Mädchens Jill zum Filmstar und Skandalobjekt, ihre Liebe zum italienischen Bühnenbildner Fabio und ihre Verfolgung durch Sensationsreporter und Fotografen. In einer dramatischen Schlussszene stürzt Jill, vom Blitzlicht eines Fotografen geblendet, von einem Haus in Spoleto in den Tod.

Malle lässt Brigitte Bardot in Vie privée weitgehend sich selber spielen. Er bezeichnete den Film auch als ›Dokumentarfilm‹ über die Bardot.104

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Vgl. Brunelin, André-G.: »Entretien avec Louis Malle«. In: Cinéma 62 63 (2/62), S. 13–27
Stilistisch versuchte sich Malle nach eigenen Angaben von der herkömmlichen Dramenstruktur abzuwenden und einige kurze Momente aus dem Leben Jills herauszufiltern. André-G. Brunelin bezeichnet diesen Stil als »pointillistisch und fragmentarisch«.105
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Vgl. ebda., S. 20

  Die Musik im Film

Der Großteil der Musik wurde vom italienischen Komponisten Fiorenzo Carpi komponiert. Zudem ertönen das Streichquartett op. 3, 5 von Joseph Haydn und Ausschnitte aus dem Libera me des Requiems von Giuseppe Verdi. Der Musikanteil in Vie privée ist einer der höchsten im Geamtwerk des Regisseurs. Vergleicht man die Zahl der Takes mit denen in Feu follet (13) oder Le Voleur (8), so wird die Dimension der 60 Einsätze deutlich. Es erklingen insgesamt 2597 Sekunden = 43 Minuten Musik, was einen Anteil von 48 % gemessen an der Gesamtlänge (ca. 90 Minuten) ergibt.

Zweifelsohne verdankt der Film seine musikalische Quantität der Dramaturgie, die durch schnelle Schnitte und kurze Einstellungen die Kindheit, den Aufstieg und schließlich das Ende der Star-Schauspielerin Jill schildert. Zudem korrespondiert die hohe Anzahl der Takes mit der Anzahl der Segmente (119). Dementsprechend heterogen erscheint die Klangfarbe dieses Films. Fiorenzo Carpi setzt neben zarter Klavierlyrik, simplen Gitarren-Akkorden (als Musik im On) und reinen Streicher- bzw. Bläserensembles auch ein Sinfonieorchester und ein Jazzensemble ein.

Insgesamt kann die Musik in sechs verschiedene Subgruppen unterteilt werden:

Hauptthema (Concerto) nebst dessen Variationen und Verfremdungen.106

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Es existiert eine Schallplatte mit vier Stücken des Films (Barclay 70436). Das hier mit ›Hauptthema‹ bezeichnete musikalische Material hat auf dem Tonträger den Titel Concerto.
Das wichtigste musikalische Material, das den Film hindurch begleitet, wird in den Takes 1–3 exponiert. Es handelt sich um eine kleine Klavierkomposition, ähnlich

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