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erklingt ausnahmslos im Off im Prolog des Films, in den zwei Pausen und im Abspann. Auf der Videohülle mit »jaunty jazz score«669
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Vanya on 42nd Street (Columbia Tristar Home Video)
bezeichnet, steht die Musik Redmans für eine Form des zeitgenössischen Jazzsounds New Yorks. Der Saxophonist verbindet in mehreren seiner Stücke ältere Soundideale, die beispielsweise von Sonny Rollins, Dexter Gordon und Stanley Turrentine bestimmt sind, mit zeitgenössischen Einflüssen, die zum Teil auch aus der populären Musik stammen. So finden sich auf mehreren Alben Coverversionen bekannter Popstücke.

Jazz als Filmmusik ist seit jeher eng mit den Begriffen Kriminalität und vor allem Großstadt verbunden. Malle spielt durch den Einsatz des Jazz in diesem Film auf diese Tradition an und bringt diese Musik sowohl mit der Stadt New York als auch mit seiner eigenen Filmographie in Verbindung, verpflichtete er doch Miles Davis für die Partitur von Ascenseur pour l’échafaud. Hinzu kommt, dass gerade bei dem Stück ›Vanya’s Theme‹ der Stil der Musik Redmans an den Cooljazz des früheren Films erinnert. Somit schließt sich der musikalische Bogen der Musik in den Filmen von Louis Malle, der mit jeweils repräsentativen Vertretern ihrer Epoche (Davis/Redman) beginnt und endet.

Redman steuert zwei Kompositionen zum Film bei, das bereits genannte ›Vanya’s Theme‹ und ›Chill‹, wobei letztere sowohl im Vor- und Nachspann als auch in der Pause zwischen zweitem und drittem Akt ertönt. Es handelt sich bei den Kompositionen um langsame bzw. im Midtempo (›Chill‹) gehaltene Swingstücke, die wohl dazu dienen sollen, dem Filmbetrachter immer wieder den Ort der Probe zu vergegenwärtigen und eine lässige Atmosphäre zu verbreiten. Sie entdramatisieren die Handlung des Theaterstücks, indem sie einen entspannten Kontrapunkt zu den leidenschaftlichen Vorgängen auf der Bühne bilden. Dem Zuschauer wird somit wiederholt die improvisierte Probensituation verdeutlicht, eine vollkommene Identifikation mit dem Theatergeschehen verhindert. Gleichzeitig zeugt die Musik von der Jazz-Leidenschaft Malles und bildet mit der dargestellten New Yorker Theaterszene eine intellektuelle Einheit. Ähnlich wie bei den Dokumentarfilmen scheint die Musik die persönlichen Gefühle und Gedanken des Regisseurs zu reflektieren.

Die visuellen und akustischen Kennzeichen New Yorks in dem Film dienen demnach als eine Art ›Realitätsanker‹ für den Filmbetrachter; sie verhindern sein vollständiges Versinken in die Theaterhandlung, indem sie immer wieder bewusst machen, dass sich die Truppe in New York befindet. Damit steuert Malle gegen den Rezeptionsprozess des Zuschauers, der bereits nach wenigen Minuten von der Schauspielkunst gefangengenommen wird und derart in das Familiendrama invol-


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