Akzeptanz seitens der Amerikaner und der Engländer, die ihrerseits Pétain als Staatschef des
besetzten Frankreichs anerkannten.
Das französische Volk begrüßte jedoch den Waffenstillstand, da es sich nach Wiederherstellung
von Sicherheit und Ordnung sehnte, auch wenn es die Deutschen ablehnte: »Die von
der Regierung in Vichy angebotene und durch die Begegnung Hitlers mit Pétain
in Montoire (24. 10. 1940) gleichsam besiegelte ›Zusammenarbeit‹ (collaboration)
entsprang reinem politischem Pragmatismus, keineswegs – bei Pétain – auch nur
dem geringsten Verständnis oder irgendwelcher Vorliebe für die nationalsozialistische
Ideologie«.510
Schunck, Peter: Geschichte Frankreichs. Von Heinrich IV. bis zur Gegenwart. München:
Piper 1994, S. 413
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Ein Großteil der Bevölkerung zog es vor, sich mit den Deutschen zu arrangieren,
anstatt einen Konfrontationskurs einzuschlagen. Hinzu kam, dass der
hochangesehene Maréchal Pétain den Ruf des ›Siegers von Verdun‹ genoss und
»in der Vorstellung der Menschen eine Art ›Schutzschild‹ gegen die deutschen
Besatzer«511
darstellte. Uneingeschränkte Zustimmung fand die Regierung bei der traditionellen Rechten, so
der Geistlichkeit, den hohen Militärs und den Grundbesitzern. Erst nach und nach regten sich
an verschiedenen Orten Aufrufe zum Widerstand, zumal der Nimbus der Unschlagbarkeit der
Deutschen nach der verlorenen Luftschlacht gegen England und später dem Kampf um
Stalingrad zerstört war. Unabhängig von politischer Couleur teilte sich die Bevölkerung in
Befürworter und Gegner von Pétain. Schließlich gelang es 1942 Jean Moulin, einem
ehemaligen Präfekten unter Pétain, die vielen verschiedenen Widerstandsgruppen zu
koordinieren. Nachdem die Wehrmacht im November 1942 auch in den bis dahin
unbesetzten Teil Frankreichs einmarschierten, wurde das Klima zwischen Besatzern und
Besetzten merklich rauer, die Arbeit in den Widerstandsgruppen schwieriger und
gefährlicher, zumal sich auch verstärkt Franzosen aktiv an der Kollaboration mit den
Deutschen beteiligten. Politiker und Intellektuelle stimmten in nationalsozialistische
Hetztiraden ein und vertraten die Ideologien der Besatzer. Französische Bürger traten in die
Miliz unter dem Kommando des berüchtigten Joseph Darnard ein und kämpften
gegen ihre Landleute mit einem Eifer und einer Härte, die denen der Gestapo in
nichts nachstand. Gerade durch das auch im Film Lacombe Lucien angesprochene
Denunziantentum wurde das Leben für die Widerstandskämpfer, von Salentiny als »eine Art
Freiwild«512
bezeichnet, ein wahres Martyrium, da sie ständig in Furcht lebten, von der Gestapo oder den
Milizen enttarnt zu werden. Nach der Befreiung entlud sich der Hass gegen die Kollaborateure
in zahlreichen Säuberungsaktionen; durch ›Revolutionsgerichte‹ wurde eine Vielzahl
von Verrätern zum Tode verurteilt, obwohl de Gaulle mehrmals zur Besonnenheit
aufrief.
Die Handlung des Films spielt im Juni 1944: Die Amerikaner sind bereits in der
Normandie gelandet und das Scheitern der deutschen Kriegspläne wird in zunehmendem
Maße deutlich. In dieser Phase der deutschen Besatzung steigert sich die Härte und
Unerbittlichkeit des Kampfes zwischen Miliz und Widerständlern. Die Zeitumstände und
das Verhältnis der Kollaborateure zu der deutschen Besatzungsmacht bzw. den
Résistance-Kämpfern werden im Film an mehreren Stellen deutlich. Einerseits
erfolgen relativ genaue Zeitangaben (die Einblendung zu Beginn und am Ende des
Films; der Kommentar Maries bezüglich der Invasion der Amerikaner und des
weiteren Verlaufs des Krieges in S 31), andererseits werden die Personen durch
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