- 197 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (196)Nächste Seite (198) Letzte Seite (363)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Akzeptanz seitens der Amerikaner und der Engländer, die ihrerseits Pétain als Staatschef des besetzten Frankreichs anerkannten.

Das französische Volk begrüßte jedoch den Waffenstillstand, da es sich nach Wiederherstellung von Sicherheit und Ordnung sehnte, auch wenn es die Deutschen ablehnte: »Die von der Regierung in Vichy angebotene und durch die Begegnung Hitlers mit Pétain in Montoire (24. 10. 1940) gleichsam besiegelte ›Zusammenarbeit‹ (collaboration) entsprang reinem politischem Pragmatismus, keineswegs – bei Pétain – auch nur dem geringsten Verständnis oder irgendwelcher Vorliebe für die nationalsozialistische Ideologie«.510

510
Schunck, Peter: Geschichte Frankreichs. Von Heinrich IV. bis zur Gegenwart. München: Piper 1994, S. 413
Ein Großteil der Bevölkerung zog es vor, sich mit den Deutschen zu arrangieren, anstatt einen Konfrontationskurs einzuschlagen. Hinzu kam, dass der hochangesehene Maréchal Pétain den Ruf des ›Siegers von Verdun‹ genoss und »in der Vorstellung der Menschen eine Art ›Schutzschild‹ gegen die deutschen Besatzer«511
511
Ebda.
darstellte. Uneingeschränkte Zustimmung fand die Regierung bei der traditionellen Rechten, so der Geistlichkeit, den hohen Militärs und den Grundbesitzern. Erst nach und nach regten sich an verschiedenen Orten Aufrufe zum Widerstand, zumal der Nimbus der Unschlagbarkeit der Deutschen nach der verlorenen Luftschlacht gegen England und später dem Kampf um Stalingrad zerstört war. Unabhängig von politischer Couleur teilte sich die Bevölkerung in Befürworter und Gegner von Pétain. Schließlich gelang es 1942 Jean Moulin, einem ehemaligen Präfekten unter Pétain, die vielen verschiedenen Widerstandsgruppen zu koordinieren. Nachdem die Wehrmacht im November 1942 auch in den bis dahin unbesetzten Teil Frankreichs einmarschierten, wurde das Klima zwischen Besatzern und Besetzten merklich rauer, die Arbeit in den Widerstandsgruppen schwieriger und gefährlicher, zumal sich auch verstärkt Franzosen aktiv an der Kollaboration mit den Deutschen beteiligten. Politiker und Intellektuelle stimmten in nationalsozialistische Hetztiraden ein und vertraten die Ideologien der Besatzer. Französische Bürger traten in die Miliz unter dem Kommando des berüchtigten Joseph Darnard ein und kämpften gegen ihre Landleute mit einem Eifer und einer Härte, die denen der Gestapo in nichts nachstand. Gerade durch das auch im Film Lacombe Lucien angesprochene Denunziantentum wurde das Leben für die Widerstandskämpfer, von Salentiny als »eine Art Freiwild«512
512
Salentiny, S. 140
bezeichnet, ein wahres Martyrium, da sie ständig in Furcht lebten, von der Gestapo oder den Milizen enttarnt zu werden. Nach der Befreiung entlud sich der Hass gegen die Kollaborateure in zahlreichen Säuberungsaktionen; durch ›Revolutionsgerichte‹ wurde eine Vielzahl von Verrätern zum Tode verurteilt, obwohl de Gaulle mehrmals zur Besonnenheit aufrief.

Die Handlung des Films spielt im Juni 1944: Die Amerikaner sind bereits in der Normandie gelandet und das Scheitern der deutschen Kriegspläne wird in zunehmendem Maße deutlich. In dieser Phase der deutschen Besatzung steigert sich die Härte und Unerbittlichkeit des Kampfes zwischen Miliz und Widerständlern. Die Zeitumstände und das Verhältnis der Kollaborateure zu der deutschen Besatzungsmacht bzw. den Résistance-Kämpfern werden im Film an mehreren Stellen deutlich. Einerseits erfolgen relativ genaue Zeitangaben (die Einblendung zu Beginn und am Ende des Films; der Kommentar Maries bezüglich der Invasion der Amerikaner und des weiteren Verlaufs des Krieges in S 31), andererseits werden die Personen durch


Erste Seite (i) Vorherige Seite (196)Nächste Seite (198) Letzte Seite (363)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 197 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?"