- 152 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (151)Nächste Seite (153) Letzte Seite (363)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

In diesen persönlichen Kommentaren manifestiert sich immer wieder die vom Regisseur selbst konstatierte Machtlosigkeit, die komplexe Realität Indiens zu erklären: »Ses remarques conservent l’opacité et la complexité des choses, l’auteur posant en hypothèse la contradiction entre ses émerveillements [. . . ] et son horreur [. . . ], son incompréhension, aussi [. . . ].«366

366
Prédal (1989), S. 82 (»Seine Bemerkungen erhalten die Undurchsichtigkeit und Komplexität der Dinge, indem der Autor den Widerspruch zwischen seiner Bewunderung und seiner Abscheu und auch seiner Verständnislosigkeit verdeutlicht.«)

Dabei versucht Malle nicht, den Filmbetrachter von irgendwelchen Ansichten zu überzeugen, geschweige denn Lösungsvorschläge zu geben: »le commentaire, rare, est limité à quelques informations indispensables; pas de jugement facile, pas d’orientation proposée, pas de conclusions souveraines.«367

367
Haustrate, Gaston: »Calcutta. La vie, une illusion«. In: Cinéma 69 137 (6/69), S. 132–134, hier S. 134 (»der seltene Kommentar ist auf einige unverzichtbare Informationen beschränkt: keine vorschnellen Urteile, keine vorgeschlagene Richtung, keine absoluten Lösungen.«)

Teilweise setzt Malle den Kommentar als Korrektiv ein, falls die Bilder Gefahr laufen, falsch verstanden zu werden. So zeigt er im letzten Segment des ersten Teils der Reihe L’Inde fantôme einige pittoreske Bilder von Fischern, die frühmorgens an der Küste von Madras ihre Netze aus dem Wasser holen. Ein Fremder kommt auf einem Fahrrad, um Fische zu kaufen und diese anschließend wiederum auf einem nahegelegenen Markt zu verkaufen. Ohne den entlarvenden Kommentar über die Ausbeutung der Fischer durch diesen Zwischenhändler würde der Filmbetrachter den Zusammenhang nicht verstehen und diese versteckte Realität hinter den schönen Bildern verpassen. Malle selbst beschreibt, dass er und seine Crew häufig diese Hintergrundinformationen während der Dreharbeiten nicht hatten und oftmals erst hinterher die genaue Bedeutung der Bilder erfuhren: »Il y avait ainsi un constant dépassement dialectique de l’image par des informations que souvent nous n’apprenions qu’ensuite.«368

368
In: Comolli/Narboni/Rivette (1969), S. 33 (»Ständig wurde somit die Bedeutung der Bilder durch Informationen, die wir erst hinterher erfuhren, dialektisch erweitert und überschritten.«)
Der Kommentar fungiert somit als ein zeitweiliger Kontrapunkt zu den Bildern: »Dans cette première partie [. . . ], le commentaire aura pour fonction de mettre en valeur ce qui manque à l’image, qui est incomplet ou inexact dans l’information que donne l’image.«369
369
Ebda. (»In diesem ersten Teil [der Serie] wird der Kommentar die Aufgabe haben, das zur Geltung zu bringen, was dem Bild fehlt, was an visueller Information unvollständig oder ungenau ist.«)

Die verwendete Musik Es soll an dieser Stelle kein Überblick über die verschiedenen Musikrichtungen Indiens erfolgen; es werden lediglich einige Beispiele aus dem Dokumentarmaterial ausgewählt, um zu zeigen, welche Musik Malle verwendet. Josef Kuckertz unterteilt die indische Musikkultur in vier Schichten, der Marga-samgita (Musik nach alten geheiligten Regeln), der Desi-samgita (Klassische Kunstmusik), der Loka-samgita (Musik der kleineren Bezirke/Volksmusik) und der Musik der Stämme.370

370
Vgl. Kuckertz, Josef: Musik in Asien; 1, Indien und der vordere Orient für die Sekundar- und Studienstufe (Musik aktuell: Analysen, Beispiele, Kommentare, hrsg. und mit einem didaktischen Kommentar versehen von Helmut Segler). Kassel: Bärenreiter 1981, S. 18
Leider gibt Malle selten Auskunft darüber, welche Musik gerade erklingt. In einigen Fällen ist dieses durch das Bild zu erklären; in den Fällen, in

Erste Seite (i) Vorherige Seite (151)Nächste Seite (153) Letzte Seite (363)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 152 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?"