- 147 -Fastenau, Volker: "...comme si on appuyait sur une sonette?" 
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Demnach meint offensichtlich der Begriff ›mise en scène‹ im französischen Sprachgebrauch das rein visuelle Inszenieren, nicht jedoch das Gestalten der Tonebene. Obwohl die Stellen, an denen eine Asynchronität von Bild und Ton vorherrscht, nicht auffallen und auch quantitativ nicht ins Gewicht fallen, seien hier zwei Beispiele aufgeführt.

Vorspann von L’Inde fantôme (alle Teile)Im 56 Sekunden langen Vorspann manifestiert sich das visuelle Leitmotiv der Reise: die Blicke der Einheimischen. Malle montiert 19 Einstellungen, auf denen ein Inder (bzw. in einem Fall ein indisches Mädchen) in die Kamera blickt. Die Einstellungsgröße reicht von amerikanisch (kleines Mädchen) bis groß (Mann in der 19. Einstellung). Die dargestellten Personen schauen ernst in die Kamera, nur im Falle eines Mannes scheint der Anflug eines Lächeln über das Gesicht zu huschen. Dazu montiert Malle ein sich wiederholendes Viertaktmotiv im 5/4-Takt, welches von einem Sitar gespielt und von Perkussion (Tabla) begleitet wird.



Geräusche sind im Vorspann nicht zu vernehmen. Während die Bilder aneinander gereiht werden, ziehen in gelber Schrift die Credits des Films von unten nach oben über den Bildschirm.

Durch das Aussparen der Geräusche, die gleichmäßige Musikbegleitung, die nur wenig dynamische Veränderung in sich birgt, und das ruhige Vorüberziehen der Schrift erhält dieser Vorspann eine beruhigende, fast hypnotische Wirkung. Hierzu tragen vor allem die bohrenden Blicke der Inder bei. In nahezu allen Einstellungen wird die Kamera mit stechenden Augen fixiert; bereits in dieser Szene fühlt sich der Filmbetrachter folglich als nicht eben willkommener Beobachter einer fremden Kultur. Gleichzeitig schaut man, angezogen von der Intensität der Blicke und der fremd anmutenden Musik, die gleichsam rituellen Charakter hat, gebannt auf die Gesichter. Malle überträgt hier seine eigenen Erfahrungen mit der indischen Welt auf den Filmbetrachter. Wie der Regisseur wird auch der Zuschauer sowohl visuell als auch auditiv mit der Faszination der fremden Kultur konfrontiert, wobei er in


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