- 58 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Brightman geliefert, indem sie das PR 1-Programm zur Erzeugung von Choreographien in Laban-Notation umfunktionierte.

Bei einer Interpretation für Musikinstrumente, wofür PR 1 eigentlich gedacht ist, hat man alle Möglichkeiten zwischen einer sehr einfachen Darstellung auf dem Klavier bis hin zu einem großen Orchester. Ich habe die Standarddaten einmal für großes Orchester ausgesetzt und möchte Ihnen davon gleich ein kleines Beispiel geben. Noch ein Hinweis vorweg. Die Harmonik tritt in erster Linie auf als Angabe harmonischer Felder. So ein harmonisches Feld sieht zunächst einmal aus wie ein Akkord. Man kann die Akkordtöne gleichzeitig spielen und dem Akkord eine gewisse Dauer geben. Man kann die Akkordtöne, ohne die Idee des harmonischen Feldes zu verletzen, auch nacheinander spielen und dabei die Reihenfolge frei wählen. Der Ausgleich zwischen homophonen und polyphonen Wirkungen wird vom Programm also nicht geleistet, wohl aber suggeriert und dem Komponisten überlassen. Ein mit dem Computer verbundener Synthesizer wäre dazu nicht imstande; er könnte nur die Akkordstruktur wiedergeben und damit einen wichtigen Aspekt von PR 1 unterschlagen.

Damit kommen wir zum nächsten Beispiel. Ich entnehme es dem Orchesterstück Beitrag und spiele einen der sieben Sätze, diesen allerdings vollständig. Der Titel spielt darauf an, daß die Komposition tatsächlich einmal als Beitrag gedacht war, und zwar für die International Computer Music Conference 1986 in Den Haag.


     Musikbeispiel 3: Beitrag für Orchester

Siehe Musikbeispiel auf der beiliegenden CD

Klangbeispiel Online



Zeitrichtung


Typisch für die Partitursynthese mit Programmen wie PR 1 ist folgendes Problem: das Programm weiß nichts von der musikalischen Zeit. Es reguliert zwar Abstände, die leicht durch Dauern ergänzt werden können, unterscheidet aber nicht zwischen Vorher und Nachher. Der Komponist kann bis zu einem gewissen Grade während der Interpretation der Partiturtabellen korrigierend eingreifen, vor allem, wenn er, wie vorhin erwähnt, einen Akkord horizontalisiert und die Töne nacheinander bringt. Er kann dann durch geeignete Reihenfolge der Töne, ohne das harmonische Feld zu verletzen, eine Vorher-Nachher-Beziehung hineinbringen und bei dieser Gelegenheit auch typische Spielweisen des jeweiligen Instruments berücksichtigen. Es bleibt aber dann doch die Frage, wie man dieses Vor- und Nachher in die Programmierung für die Partitursynthese hineinbekommt. Jedenfalls hat der Komponist einen gewissen Einfluß auf das zeitliche Verhältnis der musikalischen Daten durch die Wahl der Eingabedaten im Licht einer Konzeption, die dieses Problem erkannt hat und durch die Eingabedaten hindurch schon auf die Transkription der Partiturtabellen reflektiert.


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