- 59 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Erfahrungen in der elektronischen Musik und im seriellen Denken haben Datenkonstellationen ermöglicht, die variabel aufeinander reagieren, indem sie weder ihre Selbständigkeit einbüßen, noch sich gegen ihre Umgebung völlig abkapseln, daß sie sich gewissermaßen gegenseitig durchdringen, gegenseitig akzentuieren, so daß ein solcher Datenkomplex sich trotz seiner scheinbaren Zeitlosigkeit letzten Endes dennoch der tatsächlichen Zeitfolge anpaßt. Das klingt wahrscheinlich ein bißchen abstrakt oder metaphysisch. Ich lasse es aber nicht unerwähnt, weil in einer Ausarbeitung für ein größeres Orchester, wie dem Beitrag, der Komponist viele Möglichkeiten hat, der genannten Schwierigkeit abzuhelfen; er kann die Daten, unterstützt vom Apparat des Orchesters, in einer Weise steuern, daß sie vom Fluß der Klangmassen gewissermaßen mitgerissen werden.

Das nächste Beispiel, das vorletzte, entnehme ich einem Streichquartett, das ich vor vier, fünf Jahren komponiert habe und in dem ich versuchte, schon durch die Wahl der Eingabedaten dafür zu sorgen, daß bei der Datenausgabe, so wörtlich man sie auch bei der Interpretation für die Partitur befolgt, dennoch eine Kontinuität vorhanden ist, die es plausibel erscheinen läßt, daß ein Vorher/Nachher-Verhältnis nicht völlig unberücksichtigt geblieben ist.

 

Ein kurzes Beispiel aus dem Quartett:

     Musikbeispiel 4: Streichquartett 1987


Ich will die Diskussion des PR 1-Programms hierbei belassen, da wir uns dem Ende des Vortrags nähern und ich noch ganz schnell am Schluß einen Anhang hierzu präsentieren möchte, nämlich ein kleines Beispiel aus einem zweiten Programm, das sich aus PR 1 mehr oder weniger konsequent ergeben hat. Die Bezeichnung Projekt 1 war ursprünglich ein Arbeitstitel, der dann haftengeblieben ist, obwohl er nicht sehr viel über den Verwendungszweck besagt. Jedenfalls war es meine Absicht, aufgrund der immanenten Kritik an PR 1 und mit der Absicht, gewisse Dinge, die in PR 1 zu kurz gekommen waren, weiter auszuführen, in einem neuen Programm die Möglichkeiten der Anwendung zu erweitern und vor allem auch, zumindest ansatzweise, das Vorher/Nachher-Verhältnis in der Zeit in das Programm hineinzuziehen.

Projekt 2 (kurz PR 2) bietet dem Komponisten wesentlich mehr Möglichkeiten als PR 1. Es ist ein polyphones Programm insofern, als es nicht ausgeht von rhythmisierten Akkordstrukturen, sondern von einer größeren Anzahl von Schichten. Bei diesem Begriff dürfen Sie gern an Stimmen denken, nur daß hier die Stimmen auch akkordisch sein können. Auch die Dauer hat nun neben dem Einsatzabstand ihre angemessene Berücksichtigung gefunden. Instrumente können sorgfältiger definiert werden, sie sind nicht mehr auf Zahlen angewiesen, die vom Komponisten erst noch identifiziert werden müssen. PR 2 ist wesentlich komplexer als PR 1 und hat daher auch mehr zu leiden gehabt unter der Entwicklungsgeschichte des Instituts für Sonologie und seiner Zusammenarbeit mit dem Rechenzentrum der Universität (später konnte das Institut sein eigenes Mini-Computersystem anschaffen). Alle Augenblicke kam ein


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