- 53 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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nachdem ich mich einmal in die Geheimnisse der Computerwelt eingearbeitet hatte, wollte ich natürlich sofort Klänge machen.

Damit wären wir eigentlich bei dem Thema Computermusik, auf das ich hier aber nicht weiter eingehen will. Der Wunsch, mit Hilfe eines Computers Klänge zu erzeugen, war natürlich die erste Reaktion, nachdem ich aus dem elektronischen Studio kam und nach Möglichkeiten suchte, den musikalischen Klang kompositorisch in der Weise zu definieren, daß die Bewegung des musikalischen Gedankens in der Bewegung des akustischen Klanges unmittelbar zum Ausdruck kommt. Das klingt sehr hochgegriffen und ist auch tatsächlich eine schwierige Aufgabe. Die technischen Möglichkeiten dafür gab es damals an den Universitäten noch nicht. Dazu waren die Computer und ihre Betriebssysteme nicht eingerichtet.

Konvertoren für die Umsetzung der digitalen in Audiosignale gab es theoretisch schon, aber niemand hatte so etwas im Haus. Und wenn es einen Umsetzer gab, dann wußte niemand, wo er suchen sollte. Ich habe das 1965 in der Universität von Illinois erlebt, die den bekannten Illiac II-Computer entwickelt hatte, wo der Ingenieur, der mir das elektronische Studio gezeigt hatte und auch den Computer vorführte, mit dem Experimente auf dem Gebiet der Computermusik gemacht wurden, sagte: ja, wir haben hier zwar einen Umsetzer, aber wo der ist, das weiß niemand, sonst könnte ich ihn hier einfach einstöpseln. Auch später gab es trotz größerer und schnellerer Computer noch für längere Zeit relativ wenig Möglichkeiten für eine computergesteuerte Klangproduktion, die den Vergleich mit einem gut eingerichteten elektronischen Studio aushalten konnten.



Partitursynthese anhand einiger Beispiele


Ich beschloß deshalb, mich zunächst einmal mit der Frage der Programmierbarkeit musikalischer Zusammenhänge im allgemeinen zu beschäftigen und sie in einem Medium zu testen, das mir technisch zugänglicher war als die Computerklangsynthese. Das ist die Aufführung mit normalen Mitteln, mit Instrumenten. Dazu werde ich Ihnen jetzt eine Reihe von Musikbeispielen vorführen.

Zunächst schrieb ich im Anschluß an meine Studien an der Universität ein erstes Programm, das den Titel Projekt 1 trägt, abgekürzt PR 1. Es hat eine ziemlich lange Entwicklungsgeschichte durchgemacht und dabei verschiedene Phasen durchlaufen. Es scheint in diesem Augenblick eine definitive Form gefunden zu haben und soll noch in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule in Stuttgart auf dem Markt erscheinen (als Diskette mit Handbuch). Dieses Programm war ein erster Versuch und konnte infolgedessen nicht beanspruchen, alle Ideen, die ein Komponist würde haben können, zu realisieren. Anspruchsvoll war es jedoch in dem Sinne, daß ich mir zutraute, elementare musikalische Vorstellungen in der Weise zu formalisie-


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