- 36 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Konzert als Instrumente vermutlich erstmals und in Verbindung bereits mit der Auflösung des tradierten Werkbegriffs bei John Cage 1939 in Imaginary Landscape No. 1.



1948-55


Ich springe ins Jahr 1948: Ausgehend von Schallplatten-Manipulationen und ohne Bescheid zu wissen über die freilich auch hierzulande längst vergessenen Diskussionen, die 1926 in Donaueschingen um den Begriff der "Mechanischen Musik" und dessen Konkretisierung in Welte-Mignon-Stücken von Toch und Hindemith geführt wurden, entwirft Pierre Schaeffer in Paris eine aus der Bearbeitung vorgefundener Klangobjekte entstehende "musique concrète". 1951: Die Gruppe um Pierre Schaeffer, zu der inzwischen auch der Komponist Pierre Henry gestoßen ist, wird als Service de la Recherche dem französischen Radio eingegliedert.

Ebenfalls 1951: Der Westdeutsche Rundfunk Köln beschließt die Einrichtung eines Studios für elektronische Musik. Herbert Eimert übernimmt die Leitung; der Komponist Karlheinz Stockhausen etabliert sich ab 1953 als Gallionsfigur. 1955: Auf Initiative der Komponisten Bruno Maderna und Luciano Berio gründet die RAI in Mailand das Studio di fonologìa musicale.


Zusammengefaßt: Das Produktionsmittel Radio, wichtig geworden bereits für die Realisation konventionell besetzter neuer Musik, gibt deren Exponenten allenthalben die Möglichkeit, ihre Ideen weiterzudenken.

"Gradus ad Parnassum" denn zum andern Male; es hat tatsächlich den Anschein, als lasse sich unser am Komplex Film/Fernsehen gewonnenes Entwicklungsmodell auf den Komplex Tonträger/Radio übertragen, und auch was wir zu den Voraussetzungen sagten, unter denen Medien und mediale Technologien als Quellen musikalischer Inspiration erst fruchtbar werden können, scheint sich hier zu bestätigen: in den frühen Fünfzigern nämlich fallen zusammen:

- mediengeschichtlich die Erschließung des UKW-Bereichs für den Hörfunk, in Verbindung damit eine massive Steigerung des Programmbedarfs, die Polarisierung der Programme in Richtung Unterhaltung einerseits, Kultur andererseits, und für das Kulturprogramm die Notwendigkeit, nach Aktuellem Ausschau zu halten;

- technologiegeschichtlich die für die Studioarbeit unerläßliche Durchsetzung eines neuen, leicht handhabbaren Tonträgers, des Magnetbands;

-     musikgeschichtlich generell die im Expressionismus wie im Futurismus schon angelegte Öffnung des Materialbereichs, und spezieller, mit Blick auf Köln, die integrale Serialisierung des Tonsatzes, die so lange Utopie bleiben mußte, als die


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