- 34 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Komponisten Mimik und Gestik der Ausführenden nebst weiteren sichtbaren Zutaten zum Akt der Reproduktion von Musik als selber komponierbare Elemente entdeckt.

Mauricio Kagel mit Sur scène, 1959, Dieter Schnebel mit der Werkgruppe Visible Music, ab 1960, und von einer anderen Seite her kommend John Cage mit Music Walk, 1958, begründen, was fortan "Instrumentales Theater" heißt. Ein Genre, dessen Potential in Bühnenaufführungen allerdings nicht restlos auszuschöpfen ist, weil klangauslösende Aktionen und Klänge sich dort nicht voneinander trennen lassen, das Verhältnis von Schaubarem zu Hörbarem damit dem gestaltenden Zugriff unzugänglich bleibt: Synchronität läßt sich allenfalls maskieren, nicht aber aus der Welt schaffen, und noch wo mit Zuspielungen gearbeitet wird, lassen sich zwischen Synchronität und Asynchronität, kausal bestimmter Logik und Nonsense, Zwischenstufen nicht mit der wünschenswerten Präzision artikulieren.

Dazu bedarf es der Filmtechnik, und, da Kommerz-Produzenten natürlich für solche Experimente keine Verwendung haben, eines Mediums, das die Technik zur Verfügung stellt und die Ergebnisse veröffentlicht.

Von 1965 bis 1968 dreht Mauricio Kagel im Auftrag der 3. Fernsehprogramme von WDR und NDR die Filme Antithese, Match, Solo und Duo: vier 35-mm-Produktionen, von denen man sagen kann, daß in ihnen erst entfaltet wird, was im Konzept des "Instrumentalen Theaters" musikalisch, szenisch und in der Interaktion von Szene und Musik von Anfang an angelegt war. Tatsächlich dekretiert Kagel 1968, daß die Verbindung von absoluter Musik mit visuellen Geschehnissen eher im Film als auf der Bühne gelingen kann; das bedeutet letzten Endes, daß die optische Zusammensetzung von Musik auf der Leinwand oder auf dem Fernsehschirm musiktheatralischen Vorgängen ähnlicher Art weit überlegen ist.

Mauricio Kagel, Duo, 1968, in: Werner Klüppelholz / Lothar Prox (Hrsg.),

Mauricio Kagel. Das filmische Werk I, Köln 1985, S. 68


Hier zur Erinnerung ein Ausschnitt aus Antithese, Spiel für einen Darsteller mit elektronischen und öffentlichen Klängen.


FILMBEISPIEL l

 Mauricio Kagel

 (Prod. NDR 1965)

 Antithese, ab "Prüfen", bis Schüsse in TV - 5'40



Meine Damen und Herren, ich habe mich bisher an die Chronologie gehalten, und die Beispiele, auf die ich gestoßen bin, haben sich von selber zu einer Art "Gradus ad Parnassum" angeordnet: Film als großer Verteiler / Film als dem Musiktheater integrierbares Medium / filmmusikspezifische Bild-Ton-Beziehungen als Ausgangspunkt für ein nicht mehr funktionell gebundenes Musikstück / Film als Struktur-Vorgabe, in deren Schutz sich an der Musiksprache arbeiten läßt / schließlich Film und Fernsehen als Produktionsmittel, mit dessen Hilfe ein Komponist filmisch wie musikalisch Neues


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