- 327 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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der Orchesterinstrumente sind einzelne dieser Assoziationskontakte stärker oder schwächer ausgeprägt. Ein krasses Beispiel ist der Jazzschlagzeuger, der spontan und sensibel auf jede Nuance im Spiel des Partners reagiert, aber nicht imstande ist, auch nur zwei Takte seines Spiels in konventioneller Notation aufzuschreiben. Auch bei vielen Schülern mit ihren unbegreiflichen Verständnisdefiziten für die Stücke, die sie täglich üben, kann man Störungen bzw. "nicht ausgebildete Leitungen zwischen den Schnittstellen" beobachten.



Stil und formelhafte Prägung


Wie kann man für die "Schnittstelle" des Höreindrucks ein Repertoire an verfügbaren Mustern, vergleichbar den sensomotorischen Ablaufmustern beim Instrumentalspiel, erwerben?

Ein Großteil des harmonischen, rhythmischen und melodischen Vokabulars unserer abendländischen Musik ist formelhaft geprägt; ja, die Tatsache, daß wir einen "musikalischen Stil" überhaupt erkennen können, beruht geradezu darauf, daß wir gewisse, immer wiederkehrende Muster erkennen, obgleich sie in variabler Gestalt daherkommen, wobei gewisse Stile ihre Substanz stärker diesen Formeln verdanken, andere weniger.

Diese Tatsache der formelhaften Prägung weiter Bereiche des musikalischen Vokabulars eröffnet dem computergestützen Lernen ein weites Feld. Zwar sind die Algorithmen, die die Sangbarkeit einer Melodie ausmachen, nicht so leicht zu programmieren wie die Rechenvorschriften einer Gleichung zweiten Grades, aber bis zu einem gewissen Grad sind solche "Erfindungsvorschriften" programmierbar. Man kommt beim Programmieren allerdings bald darauf, daß man sich nicht an dem Kriterium "Stil" vorbeimogeln kann: ein Sprung in harmonisch verhafteter Melodik (Barock) ist etwas anderes als ein Sprung in einer Melodie bei Josquin, und eine satztechnische Maßnahme, wie etwa ein frei eintretender Vorhalt, wirkt im selben Stil an einer Stelle korrekt und an anderer Stelle, in einer anderen musikalischen Situation, fehlerhaft.      

An dieser Stelle wurden einige Beispiele von computergenerierten Melodien

 aus dem Melodieteil des Programms AudiMax vorgestellt.



2. Anforderungen an Programme


Welche Chancen bieten sich in diesem lerntheoretischen Beziehungsgefüge dem computerunterstützten Lernen? Gibt es Parallelen zwischen bestimmten lernpsychologischen Mechanismen der dargestellten Modelle und den Algorithmen von Computer-


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