- 25 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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nach dem Tonband angefertigt wird, entspricht einer solchen Arbeitsweise schon in der frühen elektronischen Musik.)

Die Imagination tritt zurück hinter die Simulation!


(...) Simulationen dagegen, diesem mehr als ästhetischen Verfahren, ist die Negation immer schon eingebaut. Mit dem Begriffspaar Simulation und Dissimulation hat das Lateinische (...) die in allen indoeuropäischen Sprachen verfügbaren Operationen der Affirmation und Negation drastisch erweitert. Während Affirmieren nur bejaht, was ist, und Negieren nur verneint, was nicht ist, heißt simulieren was nicht ist, zu bejahen, und dissimulieren, was ist, zu verneinen. Zum erstenmal in der Sprachgeschichte hat ein Code es seinen Subjekten oder Untertanen freigestellt, die Negation zu manipulieren und diese Manipulationen auf einen operativen Begriff zu bringen. Um auf den technischen Stand von heute zu kommen, mußte die Negation nur noch auswandern: von den Mündern und Papieren der Leute in die Elektronik-Gatter einer Boolschen-Algebra.

F. Kittler, a.a.O., S. 86


Eine wahre Flut von Materialien, Informationen und Datentypen, vom einfachen Text bis zur farbigen 3D-Darstellung in der Videoeinspielung stehen dem "Kreativ-Manipulierer" zusätzlich zur Verfügung und können interaktiv miteinander verknüpft werden. Durch diese - heute erst in ihren Ansätzen faßbaren - Möglichkeiten werden unsere Vorstellung von Lernen, von Kommunikation, von Information verändert und die Definition zentraler gesellschaftlicher Bereiche (Beruf, Freizeit, Macht, Konsum, Produktion, Arbeit!) neu in Frage gestellt werden.

Nicht zuletzt wird es die Computer selbst verändern. Neue Mensch-Maschine-Schnittstellen (Cyberspace!) neben Tastatur und Maus werden ebenso notwendig sein wie vereinheitlichte Datenformate und multinationale, vielleicht globale, offene Informations-Netzwerke.

Oder wie der Komponist Frank Fiedler formuliert:


Der "Umweg" über die Notation wird kürzer; die Bedeutung des linearen graphischen Codes für die künstlerische Imagination verliert sich zur bloßen Gedächtnisstütze oder zur Befehlseingabe. Die Arbeit vollzieht sich entlang "akustischer Skizzen".

Frank Fiedler, Quelle privat


Wesentliche Leistungen des Gedächtnisses werden vom Computer übernommen. Das elektronische Gedächtnis kann nicht nur genauer erinnern, sondern auch gründlicher vergessen, entlastet also das menschliche von einer Erinnerungsarbeit, die sich aufs Faktische beschränkt, auf die Linearität der Ereignisse (...) Man wird nicht mehr Daten zu lernen haben, sondern das zweckmä-


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