- 243 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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gezeigt, daß sich auch wesentliche Aspekte der Interpretation eines Pianisten in den Zeitgraphiken anschaulich abbilden, so daß man oft auf den ersten Blick sehen kann, ob zwei verschiedene Aufnahmen von demselben Pianisten stammen oder nicht.

Es würde zu weit führen, alle Bearbeitungsschritte hier darzustellen, die zur Erstellung einer Graphik wie etwa derjenigen auf Seite 318 in Band 11 des Neuen Handbuchs der Musikwissenschaft führen. Es bleibt dabei immer das Prinzip gewahrt, daß nicht an der Graphik selber gearbeitet wird, sondern an der Datei, weil dadurch nach einiger Übung ermöglicht wird, solche Graphiken sehr schnell und effektiv zu erstellen.

Denkbar und komfortabler wäre natürlich ein Programm, das die Arbeit an der Graphik auf dem Bildschirm mit einer Maus erlaubt, wobei die Änderungen dann automatisch in der Datei vermerkt würden,

 so daß der Schritt zurück in die Datei immer möglich bliebe.


Zum Schluß wird die Graphik durch einen einfachen Befehl auf den Bildschirm oder Drucker ausgegeben, wobei nur noch die Maßstäbe für x- und y-Achse und, falls gewünscht, Skalierungen auf der y-Achse angegeben werden müssen.

Die graphische Darstellungsweise, die bis hier besprochen wurde, bildet im Grunde nichts anderes als Zeitabstände ab. Daß sie vielseitig anwendbar ist, liegt daran, daß sie komplexe Anordnungen hierarchisch geordneter oder auch unabhängig überlagerter Zeitintervallstrukturen darstellen kann. Sie ist leicht verständlich, da das Abbildungsprinzip sehr einfach und nachvollziehbar ist.

Das subjektive Moment der musikalischen Zeit geht in sie ein, weil die Frage, welche Zeitbeziehungen für die Formstruktur relevant sind, und somit die Frage, in welcher Weise die Balken in der Graphik ineinander verschachtelt sind, Interpretation voraussetzt.

Es gibt jedoch ein wesentliches Moment der musikalischen Zeit, das diese Graphik schlecht abbildet: die Geschwindigkeitsempfindung. Ein accelerando wie in den ersten beiden begleiteten Melodieversionen wird in der Graphik durch immer kleiner werdende Balken wiedergegeben, obwohl es doch in den meisten musikalischen Zusammenhängen eher als Steigerung wirkt. Dieses Problem kann durch eine kleine Modifikation am Darstellungsprinzip behoben werden, die jedoch weitreichende Konsequenzen hat.

Ganz zu Anfang wurde gesagt, daß wir die Dauern der Zeitintervalle auf der Zeitachse vergleichbar machen, indem wir sie auf der senkrechten Dimension wiederholen, also aufrecht stellen. Den gleichen Effekt der Vergleichbarkeit kann man auch erreichen, indem man die kürzeren, also schneller vergehenden Intervalle höher als die längeren verzeichnet. Dabei bietet sich der Reziprokwert an, da das Tempo - in der Musik gemessen in Schlägen pro Minute - gerade als Reziprokwert der Dauer definiert ist.


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