- 242 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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ritardierte Stelle gerade an die Stelle der Melodie fällt, wo vorher die am stärksten accelerierte Stelle lag. Dadurch wird zwischen den im Verhältnis 2:1 stehenden Tondauern der Melodie genau in entgegengesetzter Weise vermittelt, so daß die Notenwertfolge statt als 1:1:1:1 als 1:2:2:1 aufgefaßt wird.

Das zweite Beispiel ist übrigens aus dem ersten durch einfache Dateimanipulationen hervorgegangen. Die einzelnen Schritte seien hier nur aufgezählt: ein Tempoänderungsprogramm beschleunigt das Tempo der ersten Struktur um den Faktor 2; dann wird die Datei zu einer Differenzendatei umgewandelt, so daß sie sich durch einfache Verdopplung wiederholen läßt; nach der Verdopplung wird sie wieder zur Summendatei zurückverwandelt. So ist die Zeitstruktur abgesehen von den beiden letzten Tönen, die im Textprogramm von Hand angefügt werden, bereits hergestellt. Dann werden die neuen Töne auf einer MIDI-Tastatur eingespielt, und durch eine einfache Kopierfunktion im Textverarbeitungsprogramm werden in der Datei mit der richtigen Zeitstruktur die falschen durch die richtigen Töne ersetzt. Einige dieser Bearbeitungsschritte lassen sich natürlich ebenso leicht oder sogar bequemer an den MIDI-Daten selbst mit Hilfe eines Sequenzer-Programms durchführen. Gerade der letzte Schritt zeigt aber den Vorteil der Einbeziehung einer Textverarbeitung (ebenso können numerische Programme zur Erzeugung bestimmter Zeitstrukturen einbezogen werden), sobald etwas ungewöhnliche Operationen verlangt werden.

An der dritten Begleitung (vgl. oben Notenbeispiel 3) kann man zeigen, daß das von uns gewählte graphische Darstellungsverfahren nicht nur der reflektierten Betrachtung, sondern auch der unmittelbaren Anschauung Informationen über die dargestellte Zeitstruktur vermittelt:



Abbildung 9: Da die Töne der linken Hand staccato sind, ist hier bei jedem Ton die tatsächliche Tondauer mit angegeben. Die durchgezogenen Linien bezeichnen jedoch die Zeitverhältnisse zwischen den Anschlägen.

Vgl. oben Notenbeispiel 3.



Die "eckige" Form, der statische Charakter, der durch die fast gleich großen Rechtecke im unteren Bildteil entsteht, steht im Gegensatz zur dynamischen Form der vorigen Bilder. Das entspricht auch dem Höreindruck dieses Beispiels im Verhältnis zu den anderen. Offensichtlich leuchtet die Analogie gleichmäßiges Tempo/gerade Linie bzw. Rubato/Kurven der Anschauung unmittelbar ein. In meiner Dissertation habe ich


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