- 219 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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dem Fußboden reflektiert, und den Zuhörer erreicht somit ein Gemisch aus direktem Schall und aus Schallkomponenten, die von dem Instrument in andere Richtungen abgestrahlt werden und erst über Reflexionen an den Raumbegrenzungen zu ihm gelangen.

Ein Mikrophon im reflexionsarmen Raum nimmt dagegen nur Schall auf, der vom Instrument in genau seine Richtung abgestrahlt wird. Aus diesen Gründen sollte, wenn nur Schall aus einer Schallabstrahlrichtung des Instruments aufgenommen wird, diese Richtung dann jedoch die Richtung sein, in der sich das Ohr des Musikers befindet.

Im übrigen ist die Situation im reflexionsarmen Raum für den Musiker nicht besonders ungewohnt. Ein Phänomen der Raumakustik, der sogenannte Hallradius, besagt, daß für jede Schallquelle in einem normalen Raum gilt, daß in Abhängigkeit von den raumakustischen Eigenschaften um diese Schallquelle ein Gebiet ist, in dem der direkt von der Schallquelle kommende Schall stärker ist als der von den Wänden reflektierte, dieser den reflektierten also verdeckt, unhörbar macht. Innerhalb des Hallradius sind also die Eigenschaften des Raumes, die von der Größe, der Form und von den Schallreflexionseigenschaften der Wände abhängen, praktisch ohne Bedeutung, da sie nicht gehört werden können.

Für den Musiker, der sich in bezug auf sein Instrument innerhalb des Hallradius befindet, also de facto von den Raumeigenschaften unbeeinflußt bleibt, entspricht also die Situation im Konzertsaal fast derjenigen in einem reflexionsarmen Raum. Lediglich im Hörerlebnis nach Beendigung des gespielten Tones ist ein Unterschied zu finden, da im reflexionsarmen Raum keine Nachhallphänomene auftreten.

Zu Klangaufnahmen von Trompeten zur Verwendung in Samplern findet sich bei Gorges

Peter Gorges, Das große Sampler Praxisbuch. Vom Grundwissen bis zum

 professionellen Einsatz,München 1991, S. 176


folgender Hinweis: Sie müssen berücksichtigen, daß die Frequenzen im oberen Bereich stark gebündelt sind. Lassen Sie daher den Instrumentalisten im Abstand von 30 cm zum Mikrophon blasen. Ihm war offensichtlich aufgefallen, daß der Trompetenklang, wenn er in der Hauptabstrahlrichtung aufgenommen wird, zu scharf ist und es sinnvoll ist, das Mikrophon nicht in der Hauptabstrahlrichtung zu positionieren.

Das allen Musiker bekannte Phänomen, daß Klangaufnahmen nicht dem Höreindruck der Musiker entsprechen, wird in der Regel auf die mangelnde Qualität der Mikrophone bzw. der übrigen Aufnahmeapparatur zurückgeführt. Daß die Ursache hierfür lediglich die Aufnahmerichtung ist, ist den Musikern und denjenigen, die die Aufnahmen durchführen, nicht bewußt. Wird den Musikern jedoch eine Aufnahme des an ihrem eigenen Ohr aufgenommenen Klanges zur Beurteilung vorgelegt, sind diese erstaunt über die Natürlichkeit des Klangbildes.


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