- 220 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Merkmal guter Klänge: Formanten


Die am Ohr des Musikers aufgenommenen Klänge unterscheiden sich von den in anderen Richtungen aufgenommenen dadurch, daß sie leicht erkennbare akustische Merkmale aufweisen, deren Vorhandensein mit der subjektiv wahrgenommenen natürlicheren Klangqualität korreliert. Diese akustischen Merkmale sind die bereits von Stumpf

Carl Stumpf, Die Sprachlaute. Experimentell-phonetische Untersuchungen nebst Anhang überInstrumentalklänge, Berlin 1926


in Musikinstrumentenklängen gefundenen relativ verstärkten Bereiche im Klangspektrum - Formanten -, die unabhängig sind von der gespielten Tonhöhe. Diese verhalten sich mit der gespielten Lautstärke nach bestimmten Gesetzen, die von Schumann,

Erich Schumann, Physik der Klangfarben, Habilitationsschrift (ms.), Berlin 1929


bereits formuliert wurden und auf deren Bedeutung in letzter Zeit besonders von Fricke

Jobst Peter Fricke, Ein Plädoyer für die Formanten, in: Beiheft 14 zu den Studien der Aufführungspraxisund Interpretation der Musik des 18. Jahrhunderts. Bericht über das 12. Symposium zu Fragen desMusikinstrumentenbaus, Michaelstein / Blankenburg 1994


hingewiesen wurde.

Im Hörbeispiel     

Die beiden Klangbeispiele sind auf der beiliegenden Compact Disk enthalten.

Klangbeispiele online


finden sich zwei Aufnahmen einer Trompete, die in einem schalltoten Raum vorgenommen wurden. Die erste Aufnahme ist diejenige, die in der Hauptabstrahlrichtung, die zweite ist diejenige, die am Ohr des Musikers aufgenommen wurde.

Die gravierenden Unterschiede in der Klangfarbe des Instruments korrespondieren mit ebensolchen in den Klangspektren. Während die am Ohr des Instrumentalisten aufgenommenen Klänge mit starken Formanten ausgestattet sind, findet sich in den Aufnahmen, die in der Hauptabstrahlrichtung vorgenommen wurden, Klangspektren, deren Teiltöne einen sehr gleichmäßigen, von keinerlei Einschnürungen unterbrochenen Verlauf haben.

Diese Formanten und die Formantgesetze lassen sich sehr gut am Beispiel der angesprochenen Trompetenspektren zeigen.

Die Spektren in Abbildung 1 und 2 unterscheiden sich akustisch zum einen in der Ausprägung der Formanten, zum anderen in der Ausprägung der höheren Partialtöne. In dem am Ohr des Instrumentalisten aufgenommenen Klang befinden sich drei ausgeprägte Formanten bei 500, 1600 und 3800 Hz. In dem von vorne aufgenommenen Klang gibt es lediglich eine stärker ausgeprägte Region um 1600 Hz.

Die gleiche Formantcharakteristik sieht man in Abbildung 3 und 4, hier liegen die Formanten an der gleichen Stelle wie in Abbildung 1 und 2. Ausgeprägte Formanten sind nur in den am Ohr aufgenommenen Klängen festzustellen.


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