- 208 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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Die spektrale Analyse dieser Töne zeigt nun die Wirkung dieser Arbeitsweise des Rohrblattes. Ein solches Spektrum war schon im KlangArt-Kongreßband 1993 veröffentlicht worden, weitere finden sich in den Veröffentlichungen von Voigt     

Wolfgang Voigt, a.a.O., S. 99, 129, 161


und Heptner.     

Thomas Heptner, Zur Akustik der Oboe. Theoretische Erörterungen

 und experimentelle Ergebnisse, in: Tibia 12, 1987, S. 325-339, 334f


Sie zeigen die typischen Einschnitte, die die Spektren in Formantbereiche gliedern; diese Formantbereiche ihrerseits sind - aufgrund der konstanten Kennzeit t in der Periode der den Klang erzeugenden Schwingung - "feste" Formantbereiche, d.h. von der Tonhöhe unabhängig.

Feste Formanten (in den Grenzen von 200 bis 4000 Hz) sind eine der drei Voraussetzungen für eine konstante Klangfarbe (s.o. Kap. 2); sie garantieren eine gleichbleibende Vokaleigenschaft. Daher können die Klänge mancher Musikinstrumente mit Vokalen direkt beschrieben werden. Wenn dies nicht immer gelingt, so liegt es nicht unbedingt daran, daß keine festen Formanten vorhanden sind, sondern daß die Formant-Konstellation des Musikinstruments mit der der Vokale nicht übereinstimmt. Man kann dann nur sagen, das Musikinstrument habe Vokalcharakter, ohne eine klare Ähnlichkeitszuordnung zu einem Vokal vornehmen zu können. Die Gründe dafür sind, daß es für die Sprachvokale bestimmte Verkopplungen der Formantfrequenzen gibt, die in dieser Weise bei den Musikinstrumenten nicht gegeben sind. Das Musikinstrument ist in dieser Hinsicht völlig frei, es kann eine Konstellation besitzen, die mit dem Vokaltrakt zu bilden und innerhalb der Sprachlaute zu hören daher nicht möglich ist.

Nicht frei ist die Klangfarbe eines Musikinstruments jedoch innerhalb des Gefüges anderer Musikinstrumente. Wenn mehrere Instrumente zusammenspielen, z.B. im Orchester, sollen die Stimmen aufgrund ihrer Klangfarben nebeneinander bestehen können. Hierfür sind den Instrumenten in dem historischen Prozeß ihrer Entwicklung Klangeigenschaften beigelegt worden, die ihnen das ermöglichen. Dieser Prozeß ist im wesentlichen ein am Hören orientierter Regelprozeß, an dem Musiker, Instrumentenbauer und Komponisten beteiligt waren, zur Erzielung einer konstanten Klangfarbe mit einer konstanten Vokaleigenschaft.

Die in den Abbildungen 5 bis 10 gesehene regelmäßige Folge von Einschnitten, die sogenannte zyklische Struktur der Spektren, ist nicht zwingend. Sie ist lediglich Folge von symmetrischen, mehr oder weniger rechteckigen Impulsen. Welche mathematischen Bedingungen für derartig einfach gegliederte Spektren erfüllt sein müssen, wurde schon 1975 formuliert.     

Jobst Peter Fricke, Formantbildende Impulsfolgen bei Blasinstrumenten,

 in: Fortschritte der Akustik DAGA ´75, Weinheim 1975, S. 407-411


Heute wissen wir, daß auch Einschnitte, die nicht in gleichabständigen Frequenzabschnitten die Spektren gliedern, durch Impulsfolgen generiert werden können.


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