Transkription außereuropäischer oder populärer Musik) direkt auf der Basis akustischen Materials durchgeführt, sondern üblicherweise anhand codierter Notenschrift. Aber eine solche musikalische Notation entspricht, übertragen auf die Sprache, nicht der Schriftsprache, sondern eher der Lautschrift. Der Übergang vom akustischen Signal zu einer Art Lautschrift ist zwar der wesentliche Schritt beim Verstehen gesprochener Sprache, der über die Methoden bei der Verarbeitung von Schriftsprache hinausgeht, aber auch die Lautschrift besitzt zumindest zwei gravierende Unterschiede zur Schriftsprache:
Beide Punkte tragen massiv dazu bei, daß die Zahl möglicher Analyseresultate ein und derselben sprachlichen Äußerung in Größenordnungen wächst, die auch mit heutiger Computerleistung und ausgefeilten Algorithmen nur schwer in den Griff zu bekommen sind. Die Tatsache, daß die musikalische Notation analog zur Lautschrift funktioniert, beinhaltet auch, daß im Gegensatz zur Schriftsprache der Zusammenhang zwischen Zeichen und Bedeutung nur sehr indirekt und extrem kontextabhängig gegeben ist. Bei den Wörtern der Schriftsprache haben wir dagegen zumindest das Gefühl, daß sie direkt für einen Inhalt stehen, auch wenn sich dieser Sachverhalt bei näherem Hinsehen komplexer darstellt. Bei mehrstimmiger Musik tritt noch eine weitere Dimension hinzu, der Zusammenklang bzw. das harmonische Verhältnis mehrerer Töne, ein Phänomen, für das in der Sprache keine direkte Entsprechung existiert. Als Fazit hieraus folgt, daß sich Methoden der formalen Linguistik wohl eher zur Beschreibung makrostruktureller Beziehungen in einem Stück eignen, deren elementare Konstituenten eher Themen und Phrasen als einzelne Töne oder Noten sind. Es gibt aber weitere Ähnlichkeiten zwischen Musik und Sprache, die sich auch auf der Seite der Sprache formalen Behandlungsmethoden bislang weitgehend verschließen. Die ästhetische Komponente spielt in der Musik die zentrale Rolle, so daß in der Sprache der eigentlich analoge Bereich die Lyrik ist. Es gibt zwar auch Computerprogramme, die Gedichte produzieren, die Qualität dieser Produkte gleicht aber dann weitgehend dem, was auch auf seiten der automatischen Komposition ohne allzu großen Aufwand erzeugt werden kann. Auf eine griffige Formel gebracht: Musik entspricht im Bereich der Sprache am ehesten der Lyrik in Lautschrift. Es gibt kaum jemanden, der sich bislang von der formalen Linguistik her damit intensiv auseinandergesetzt hätte. Während auf der phonologischen und syntaktischen Seite die Analogie zwischen Sprache und Musik augenfällig zu sein scheint, ist dies auf der Seite der Semantik weit weniger offen- |