- 124 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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und für die Musikwissenschaft in der Kognitiven Musikwissenschaft integriert werden.

Der Erfolg dieser Integration wird jedoch einerseits von der Offenheit der Musikwissenschaft gegenüber der Informationstechnologie abhängen. Andererseits sollte die Informatik sich mehr geisteswissenschaftlichen Problemstellungen öffnen - also nicht nur bei technologischen Fragestellungen verweilen: Probleme der Computermusik, Musiktheorie und Musikpsychologie in Verbindung mit der Multimediatechnologie (Steinmetz 1993) könnten sowohl für den theoretischen als auch praktischen Informatiker eine ernsthafte Herausforderung darstellen.

Allerdings muß zuvor in der Informatik und Musikwissenschaft umgedacht werden. Daß die Verbindung von Informatik und Musikwissenschaft für beide Seiten fruchtbringend sein kann, wurde international schon gezeigt (z.B. durch die Abteilung Music and Cognition am Media-Lab des MIT, verschiedene Einrichtungen an den Universitäten Stanford und Princeton, sowie IRCAM in Paris, DIST in Genua, um nur einige zu nennen). Da diese Forschungen schon seit einigen Jahren intensiv betrieben werden, soll noch ein Ausblick auf weitere Forschungen getan werden, die in der bundesrepublikanischen Musikforschung im Bereich der Informatik und Musikwissenschaft erst noch zu leisten wären, um das Niveau der internationalen Entwicklung in den Bereichen der Computermusik, der musikalischen Informatik und der Kognitiven Musikwissenschaft zu erreichen.

Zu nennen sind: Das Hyperinstrument von Tod Machover (1992; vgl. auch Rowe 1993) am Media-Lab des MIT. Die Implementierung des BOL2-Prozessors, dem die Repräsentationsidee eines kognitiven Prozesses als Parsing zugrunde liegt und der in der musikethnologischen Forschung eingesetzt wird (Bel 1990; Bel 1992; Kippen / Bel 1992; Kippen 1992). Die Implementierung des Actor-Modelles in LISP innerhalb eines kompositionsunterstützenden Systems am IRCAM (Cointe et al. 1987; Rodet / Cointe 1991). Das Actor-Modell wurde in der Kognitiven Psychologie schon als Modell zur Beschreibung des menschlichen Gedächtnisses diskutiert (Norman 1988). Die Einbeziehung von Petri-Netzen zur Repräsentation von Musik bei einer Musikarbeitsstation bestehend aus einem Netzwerk von Computern (Haus / Rodriguez 1989; Haus / Sametti 1992; Haus / Rodriguez 1993). Die Implementierung des Actor-Modelles sowie die Nutzung von Petri-Netzen und einem der KL-ONE-Familie entsprechenden Wissensrepräsentationformalismus in einem hybriden Musikkompositionssystems erfolgte innerhalb eines im Rahmen von ESPRIT geförderten Multimediaforschungsprojektes am DIST (Camurri 1990; Camurri et al. 1992a; Camurri et al. 1992b; Camurri 1993; Camurri et al. 1993a; Camurri et al. 1993b).

Solche Arbeiten sind heutzutage nicht mehr von einem kleinen Team oder gar einem Forscher durchzuführen. Auch innerhalb der musiktheoretischen Forschung wird daher in Zukunft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit insbesondere von Forschern aus der Informatik, der Psychologie, der Neurowissenschaft und der Musikwissenschaft in größeren Projekten nötig sein. Dies heißt auch, daß die Institutionen, die sich mit der Forschungspolitik und -förderung beschäftigen, umdenken müssen. Der


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