- 113 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
  Erste Seite (3) Vorherige Seite (112)Nächste Seite (114) Letzte Seite (381)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 


lage der methodologischen Annahmen der Kognitionswissenschaft (vgl. Strube et al. 1993) ist.

Dieses "Gesetz der leichten Synthese und mühevollen Analyse", das gleichzeitig das methodische Prinzip der synthetischen Psychologie darstellt, charakterisiert Braitenberg (1986, S. 23) folgendermaßen:


Wenn wir einen Mechanismus analysieren (der Induktion), neigen wir dazu, seine Komplexität zu überschätzen, da bergauf, im Prozeß der Analyse, ein gegebenes Maß von Komplexität unserer geistigen Arbeit mehr Widerstand entgegensetzt, entgegensetzt als wir ihm bergab, im Prozeß der Erfindung (der Deduktion) begegneten.


Die Position R. A. Brooks (1991a), die er in seinem Aufsatz Intelligence without Representation darlegt, in dem er die konventionelle Methode der KI angriff, aufgrund der Analyse eines Gegenstandsbereiches komplexe Repräsentationen desselben zu erstellen und zu implementieren, und die repräsentativ für das Paradigma der Neuen KI ist, bildete ebenfalls die Diskussionsgrundlage der von Antonio Camurri geleiteten Podiumsdiskussion über "Analogical and Symbolic Representations of Music Knowledge" während des Workshops on Artificial Intelligence and Music der ECAI (European Conference on Artificial Intelligence) in Wien 1992.

Ob und inwieweit Repräsentationen zur Modellierung der Musikkognition benötigt werden, kann meines Erachtens erst diskutiert werden, wenn Klarheit darüber herrscht, wie der Repräsentationsbegriff innerhalb der Kognitionswissenschaft zu verstehen ist. Was kann man schon unabhängig von der vorliegenden, noch nicht abgeschlossenen Diskussion um die verschiedenen Richtungen der Neuen KI und ihr Verhältnis zu den anderen Paradigmen für den Bereich der Musikforschung an Schlußfolgerungen ziehen? (Zur derzeitigen Diskussion siehe Alonso / Simon 1993 sowie den Diskussionsband über Situated Action der Zeitschrift Cognitive Science 1993, 17/1).

Brooks (1991a) weist - ebenso wie Dreyfuß (1993) - sicherlich zu Recht darauf hin, daß die künstlichen Welten, in denen sich die klassischen KI-Systeme bewährten, zu einschränkend waren, um frühzeitig auf falsche Konzeptionen in ihrem Design aufmerksam zu machen. Dies zeigte sich gerade beim Verlassen der Mikro-Welt und dem Übergang zu komplexeren, realeren Situationen durch das bekannte Phänomen der Brüchigkeit - brittleness -, der Schwierigkeit, nicht vom Designer vorhergesehene Situation zu meistern. Durch eine Methode, die die experimentelle Überprüfung des Systems in einer realen Umgebung fordert, wird eine inkrementelle Modellierung bzw. Simulation forciert.

Dies heißt, daß auch im Bereich der kognitiven Musikforschung, je nach Gegenstandsbereich - z. B. dem der traditionellen klassischen Musik - Parameter wie Rhythmus, Harmonie, etc. nicht isoliert und unabhängig von einander modelliert werden sollten, sondern die Interaktion der verschiedenen Parameter schon zu Beginn der Modellbildung berücksichtigt werden muß. Es ist von der Musik in ihrer Kom-


Erste Seite (3) Vorherige Seite (112)Nächste Seite (114) Letzte Seite (381)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 113 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II