- 112 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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chologie wie der Clusteranalyse, Faktorenanalyse etc. mit den neuronalen Netzen ab. In der Musikforschung wurden die Künstlichen Neuronalen Netze bevorzugt zur Modellierung der Tonart- und Rhythmuserkennung eingesetzt (vgl. Todd / Loy 1991).

Aber auch in der Informatik bildet Musik ein Experimentierfeld zur Erforschung der Leistungsfähigkeit konnektionistischer Netzwerke (vgl. Mozer 1991; Kohonen 1989). Zeichnet sich derzeit in der KI eine Hinwendung zu hybriden Expertensystem ab, so bilden diese in der Musikforschung bisher eine Seltenheit (vgl. zu hybriden Architekturen allgemein: Palm et al. 1991; im Hinblick auf Musikrepräsentation Camurri et al. 1993a; Camurri et al. 1993b). Konnektionistische Systeme könnten in der musikwissenschaftlichen Forschung in Verbindung mit Verfahren der multidimensionalen Skalierung (MDS) zur Überprüfung peripher-sensorischer Hörtheorien der Tonhöhenextraktion sowie der Tonarterkennung eingesetzt werden. Hierbei wird die MDS nicht nur als Datenreduktionsverfahren interpretiert, sondern als ein dem Wahrnehmungsverfahren zugrunde liegender Mechanismus.



4.4 Die neue KI


Unter der Bezeichnung neue KI (New AI) werden derzeit verschiedene Strömungen verstanden, die methodologisch anders orientiert sind als die klassische KI und der Konnektionismus, die jedoch keineswegs so neu sind, wie sie sich geben. Auch ist die Differenz zum Konnektionismus in vielen Fällen nicht besonders deutlich. Es wird von situated action (Agre, Chapman), situated automata (Rosenschein; vgl. Clancey 1991), artificial life, reinforcement learning (Barto), Heideggerian AI etc. gesprochen (Brooks 1991a, 1991b). Gemeinsam scheint diesen Ansätzen, daß sie versuchen, ohne komplexe Repräsentationen auszukommen und die Experimentierumgebung, in der sich die Systeme zu bewähren haben, keine Mikrowelt ist.

Hierzu werden mobile Systeme konstruiert, die in der realen Welt agieren. Die Systeme werden als "Miniroboter" - Vehikel bzw. Mobots - realisiert, deren Verhalten beobachtet und psychologisch interpretiert werden kann. Inwieweit jedoch eine Beziehung zur Heideggerschen Philosophie des In-der-Welt-Seins besteht, bleibt abzuwarten (vgl. Brooks 1991a). Brooks (1991a) selbst vertritt hingegen einen reinen Ingenieurstandpunkt: Er will in der realen Umwelt agierende Systeme entwickeln. Ob sich die ihnen zugrunde liegenden Konzeptionen als brauchbar erweisen, wird allein durch das erwartete situationsgerechte Verhalten der Systeme aufgezeigt.

Eine ausführliche Darstellung dieses Ansatzes - auch in bezug auf eine kognitive Interpretation der Leistungen der Vehikel und die biologische Plausibilität der diesen Leistungen zugrunde liegenden Mechanismen - findet sich bei Braitenberg (1986). Im Gegensatz zu Brooks spricht Braitenberg (1986, S. 57) von internen Modellen, die man den Vehikeln zusprechen kann. Braitenberg (1986, S. 23 u. S. 51) spricht in diesem Zusammenhang auch von synthetischer Psychologie, als Konsequenz des "Gesetzes der leichten Synthese und mühevollen Analyse", das ebenfalls die Grund-


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