- 109 -Enders, Bernd (Hrsg.): KlangArt-Kongreß 1993: Neue Musiktechnologie II 
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3) Eine Theorie der Kognition kann in Form eines Programmes in einem symbolischen Formalismus beschrieben werden, so daß das Programm in der entsprechenden Umgebung das relevante intelligente Verhalten zeigen wird.


Diese Annahmen wurden festgehalten in der Physical-Symbol-System-Hypothese von Allen Newell und Herbert A. Simon (1976; Newell 1980) und bilden mit der Knowledge-Level-Hypothese (Newell 1982; Newell 1986a, Newell 1986b, Newell 1988) die grundlegenden methodologisch-erkenntnistheoretischen Ideen, die der klassischen KI - dem Symbolverarbeitungsparadigma - zugrunde liegen.

Die Wissensrepräsentation, d. h. die interne Repräsentation der Aufgabenumgebung, ist das Kernproblem des klassischen, symbolischen Forschungsansatzes der KI. Nach Herbert Stoyan (1988, S. 250 u. 259) dient der Terminus "Wissensreprä-sentation" (knowledge representation) zur Bezeichnung von Aktivitäten zur formalen Abbildung (Modellierung) von Weltausschnitten für Programmsysteme der "Künst-lichen Intelligenz". Sie ist als eine Aktivität (oder ein Resultat) anzusehen, bei der menschliches Wissen so aufbereitet wird, daß es zur Simulation von intelligentem Verhalten tauglich erscheint. Wissensrepräsentation kann nach Stoyan als eine spezielle Form der Programmierung aufgefaßt werden.

Wie schon eingangs erwähnt, sind Rechner materiell-energetisch realisierte formale Systeme, deren Verhalten nur durch Interpretation verstanden werden kann. Ein Rechner weiß nichts, er führt rein syntaktische Operationen an den Wissensrepräsentationsformalismen aus, die zunächst bedeutungslose Strukturen sind. Herbert Stoyan (1988, S. 252): Ein maschineller Rechner aber führt immer nur "mechanische" Transformationen an bedeutungsleeren Strukturen aus. Die Operationen und Strukturen müssen interpretiert werden.

Die Semantik, d. h. ihre Bedeutung, erhalten sie vom Menschen und haben sie bisher nur für den Menschen. Der Wissensingenieur befindet sich in einer Situation, die der des Hirnforschers ähnlich ist: Er muß wie dieser den physikalisch-kausalen Zuständen des Computers Bedeutungen zuordnen. Die Bedeutungszuordnung erfolgt mit Hilfe einer interpretierten formalen Struktur.

Dieses in der KI vorherrschende Verständnis der Wissensrepräsentation findet in der Knowledge-Representation-Hypothesis von B. C. Smith (1982) ihren prägnanten Ausdruck:


Any mechanically intelligent process will be comprised of structural ingredients that - we as external observers naturally take to represent a propositional account of the knowledge that the overall process exhibits, and - independent of such external semantical attribution, play a formal but causal and essential role in engendering the behavior that manifests that knowledge.


Der Übergang von der Vielfalt der Welt zu einem formalen Weltausschnitt der Wissensrepräsentation geschieht methodisch durch die Konzeptualisierung. Die Konzeptualisierung ist daher für die Wissensrepräsentation der methodologisch grundle-


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