Setzen von basalen neuen
Gründen.
Keine Musik bedeutet somit etwas, kann dem einzelnen aber viel bedeuten. „Musik bedeutet an sich nichts“ will heißen, dass – genauso wie der Mensch beschreibt, benennt, belegt . . . und er dabei in der Verantwortung für die Ergebnisse seiner Tätigkeit steht –, er auch konstruktiv bedeutet und Verantwortung dafür trägt. Durch die Überfülle von einander immer wieder auch ausschließenden und sich schnell wandelnden Bedeutungsgründen im Netzwerk ist der ‚global-player‘ sich nunmehr aber seiner konstruktiven Tätigkeit bewusst. Das zuvor sicher Geglaubte erweist sich allein als eines der Gewohnheit verhafteten Denkens, das andere Möglichkeiten gerne apodiktisch ausschließt. So sagte schon einst Descartes, dass „uns viel mehr Gewohnheit und Beispiel leiten als irgendeine Einsicht“.16
Das steht natürlich insgesamt im Widerspruch zu Teilen einer Musikwissenschaft, die sich ihrer Werke und Werte gewiss ist. Die bekannte Welt der Musikwissenschaft ist eine, die Gesetzmäßigkeiten in Klangereignissen aufzudecken und zu begründen sucht. Damit aus Beobachtungen begründete Gesetzeshypothesen und aus diesen Gesetzesregeln sich ableiten lassen, bezieht diese Wissenschaft sich nicht auf die rauschende Welt, dazu ist diese zu komplex, sondern stets nur auf einige (häufig symbolisch codierte) Aspekte derselben, die ihr wesentlich scheinen. Sie vereinfacht und idealisiert, konstruiert Modelle. Damit aber konstituiert sich Musikwissenschaft erst mal ihren Gegenstand von Forschung (ein Musikwerk), indem sie definiert, welchen Ausschnitt von Wirklichkeit sie zu beobachten sucht. Sie konstruiert sich durch den Akt der Beobachtung ihre musikalische Welt, und sie leistet dies durch die Operation einer Unterscheidung, was heißen soll, dass der wissenschaftstreibende Beobachter zu unterscheiden beginnt in das, was ihm wichtig und informativ und was nicht wichtig ist. Die musikalische Information ist eine sinnmachende Ordnung oder Gestalt und somit etwas, „was gewisse Alternativen ausschließt.“17
Da der Gedankengang von erfundenen und nicht vorgefundenen Ordnungen mitunter etwas schwer nachzuvollziehen ist und gern auf Widerspruch stößt, zu offensichtlich scheinen doch Bezüge in Musikwelten gegeben zu sein und diese auch aufzuzeigen möglich, soll dieser Gedankengang nähergebracht werden am Beispiel nicht der Musik, sondern eines der bekannten zweideutigen Vexier-/Umschlag- oder Umkehrbilder, bei denen jeweils das, was fokussiert wird, zur informativen Gestalt gerinnt, während die hintergründige Umwelt als informationsloses Rauschen keine Beachtung findet.18
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