- 277 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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generierten Auslesungskurven des Zeit/Amplitudenverhältnisses innerhalb der ersten 3–5 msec.



Abbildung 3: Screenshot mit dem Anfangsklang von Nr. 1 aus Epitaphe (Zoom aus 2)


Die Audio-Aufzeichnungen können hier anhand der graphischen Auslesung der Zeit/Amplituden-Funktion sehr komfortabel und genau betrachtet werden. Da durch dieses Programm ein freies horizontales und vertikales Verschieben von Spuren gegeneinander, und sogar eine Zoom-Möglichkeit bis in den einzelnen Sample-Frame hinein ermöglicht wird, verliert man nie die Orientierung, und kann ohne Schwierigkeiten den akustischen Mikrokosmos auch von längeren Stücken wie diesem hier einsehen.10

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Der Oberfläche von ProTools sind allerdings keine Angaben darüber zu entnehmen, nach welchen Kriterien dieses Programm die Graphen für den Pegel von Amplituden generiert. Bezüglich der y-Achse sind daher alle graphischen Auslesungen relativ, und daher mit Vorsicht zu genießen. Für sonographische und andere Visualisierungen der akustischen Ebene kann eine in in diesem Programm aufgenommene Audio-Datei – wenn sich kein entsprechend geeignetes Plug-in zu ihrer Bearbeitung findet – natürlich immer auch in ein darauf spezialisiertes Programm exportiert werden. Ausführlichere Gedanken zur graphischen Darstellung von musikalischen Zeitstrukturen finden sich in: Hermann Gottschewski: Die Interpretation als Kunstwerk, Laaber 1996, S. 235–263. Der Autor bespricht hier unter anderem die durch ihn entwickelten Visualisierungsmethoden SKYLINE und SKYLINE2, mit welcher die zeitliche Gestaltung einer musikalischen Interpretation sehr anschaulich dargestellt werden kann.
Die MIDI-Ebene ist dagegen (im Unterschied z. B. zu LogicAudio) leider nicht zum Bearbeiten eingerichtet. Auf der graphischen Ebene wird sie als Zeit/Tonhöhenwert-Funktion dargestellt. Ähnlich wie bei der in MIDIGraphy als Piano-Roll bezeichneten Auslesung dieser Werte, wird damit eine deutliche Anlehnung an die Papierrollen der historischen Pianolas gemacht. Von verschiedenen Seiten wurde ich darauf hingewiesen, daß auch eine visuelle Analyse der Tastenbewegung durch Video in Betracht gezogen werden sollte, was zur ergänzenden Überprüfung einzelner Stellen sicher sinnvoll sein könnte. Bei elektromechanischer Ansteuerung eines Hybrid-Klaviers wäre hierbei die Tastenbewegung gewissermaßen als Symptom der Klangerzeugung zu behandeln, und kann wiederum mit eigenen Unschärfequellen behaftet sein.11
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Es ist immer wieder beeindruckend, wie gut sich auf der auditiven Ebene Verarbeitungsfehler, welche auf der visuellen Ebene erfaßt worden sind, in die musikalische Struktur eines Stücks einfügen, sofern sie überhaupt zu hören sind (vgl. Hörbeispiel Nr. 1). Wilhelm v. Grunelius machte während dem Anhören der Reproduktion seines Stücks – mit welchem er naheliegenderweise sehr gut vertraut ist – zumindest keine Bemerkung über auditiv wahrgenommene Ungenauigkeiten. Dieses kann aber auch andere Ursachen haben: Er erlebte zum ersten mal eine eigene Einspielung auf einem Hybrid-Klavier und amüsierte sich über die automatische Bewegung der Tasten, bei welcher er allerdings dann auch einiges von dem, was er hier zu sehen bekam, in Frage gestellt hat (vgl. Abschnitt 2.1).


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