generierten Auslesungskurven des Zeit/Amplitudenverhältnisses innerhalb der ersten 3–5
msec.
Die Audio-Aufzeichnungen können hier anhand der graphischen Auslesung der
Zeit/Amplituden-Funktion sehr komfortabel und genau betrachtet werden. Da
durch dieses Programm ein freies horizontales und vertikales Verschieben von
Spuren gegeneinander, und sogar eine Zoom-Möglichkeit bis in den einzelnen
Sample-Frame hinein ermöglicht wird, verliert man nie die Orientierung, und kann ohne
Schwierigkeiten den akustischen Mikrokosmos auch von längeren Stücken wie diesem hier
einsehen.10
- Der Oberfläche von ProTools sind allerdings keine Angaben darüber zu entnehmen, nach
welchen Kriterien dieses Programm die Graphen für den Pegel von Amplituden generiert.
Bezüglich der y-Achse sind daher alle graphischen Auslesungen relativ, und daher mit Vorsicht
zu genießen. Für sonographische und andere Visualisierungen der akustischen Ebene kann eine
in in diesem Programm aufgenommene Audio-Datei – wenn sich kein entsprechend geeignetes
Plug-in zu ihrer Bearbeitung findet – natürlich immer auch in ein darauf spezialisiertes
Programm exportiert werden. Ausführlichere Gedanken zur graphischen Darstellung von
musikalischen Zeitstrukturen finden sich in: Hermann Gottschewski: Die Interpretation als
Kunstwerk, Laaber 1996, S. 235–263. Der Autor bespricht hier unter anderem die durch ihn
entwickelten Visualisierungsmethoden SKYLINE und SKYLINE2, mit welcher die zeitliche
Gestaltung einer musikalischen Interpretation sehr anschaulich dargestellt werden kann.
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Die MIDI-Ebene ist dagegen (im Unterschied z. B. zu
LogicAudio) leider
nicht zum Bearbeiten eingerichtet. Auf der graphischen Ebene wird sie als
Zeit/Tonhöhenwert-Funktion dargestellt. Ähnlich wie bei der in
MIDIGraphy als
Piano-Roll bezeichneten Auslesung dieser Werte, wird damit eine deutliche Anlehnung
an die Papierrollen der historischen
Pianolas gemacht. Von verschiedenen Seiten wurde
ich darauf hingewiesen, daß auch eine visuelle Analyse der Tastenbewegung durch Video
in Betracht gezogen werden sollte, was zur ergänzenden Überprüfung einzelner Stellen
sicher sinnvoll sein könnte. Bei elektromechanischer Ansteuerung eines Hybrid-Klaviers
wäre hierbei die Tastenbewegung gewissermaßen als
Symptom der Klangerzeugung
zu behandeln, und kann wiederum mit eigenen Unschärfequellen behaftet
sein.
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- Es ist immer wieder beeindruckend, wie gut sich auf der auditiven Ebene Verarbeitungsfehler,
welche auf der visuellen Ebene erfaßt worden sind, in die musikalische Struktur eines
Stücks einfügen, sofern sie überhaupt zu hören sind (vgl. Hörbeispiel Nr. 1). Wilhelm v.
Grunelius machte während dem Anhören der Reproduktion seines Stücks – mit welchem
er naheliegenderweise sehr gut vertraut ist – zumindest keine Bemerkung über auditiv
wahrgenommene Ungenauigkeiten. Dieses kann aber auch andere Ursachen haben: Er erlebte
zum ersten mal eine eigene Einspielung auf einem Hybrid-Klavier und amüsierte sich über die
automatische Bewegung der Tasten, bei welcher er allerdings dann auch einiges von dem, was
er hier zu sehen bekam, in Frage gestellt hat (vgl. Abschnitt 2.1).
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