- 232 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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Enttäuschung über soeben Erlebtes meist unmittelbar Ausdruck verleiht. Neben Touristen sind auch dort zufällig in der Getreidegasse arbeitende Handwerker mit dialogischen Kostproben vertreten.

Neben diesen charakteristischen und in ihrer Profanität desillusionierenden Gesprächsfetzen gibt es in diesem Teil noch eine weitere Originaltonebene. Es sind charakteristische Geräusche der Festungsbahn, welche gegen ein geringes Entgelt fußmüden, aber dennoch wißbegierigen Touristen den etwas beschwerlichen Aufstieg zur Festung Hohensalzburg erspart. Dieser Service wird von den meisten Touristen – so kann man immer wieder beobachten – dankend angenommen. Damit wird die Bahn selbst zur Touristenattraktion, insbesondere, da sie auch über eine spezifische Geräuschkulisse verfügt, zu der – neben typischen Maschinengeräuschen – auch einen durchaus musikalisch zu nennender Fanfarenklang gehört.

Auch in diesem Teil wurde also bei der Geräuschauswahl auf eine gewisse Bandbreite geachtet, um das Resultat nicht nur dokumentarisch, sondern auch klanglich vielgestaltig und damit für den Hörer möglichst interessant werden zu lassen. Die elektronischen Techniken der Klangbearbeitung in diesem Teil ähneln denen, die auch im vorangegangenen Abschnitt praktiziert wurden, d. h. es erfolgte die schnittechnische Isolierung einzelner Klangelemente (hier besonders markant: Signalfanfare, Schrei), deren Überführung in stationäre Klangspektren sowie deren Neukombinationen.

Klangbeispiel 12

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Die Klangbeispiele sind abgelegt unter der Adresse http://www.epos.uos.de/books/e/en_st003/sound/sounds.htm

Auch der dritte Abschnitt von SALZBURGTRUM hat eine Klangkulisse zum Ausgangspunkt, die sowohl jedem Touristen als auch jedem Salzburger vertraut sein dürfte: jene, des Salzburger Domes. Nun sind Kirchenhäuser akustisch sicherlich sehr bemerkenswert, insbesondere, wenn es sich dabei um größere Exemplare handelt, wozu der Dom in Salzburg zweifellos gehört. Auf der anderen Seite herrscht in solchen Räumlichkeiten aber gerade eine Art „akustisches Vakuum“, das um so intensiver erlebt wird, je belebter die Straße ist, von der man in diese eintritt. Nach einiger Zeit im neuen akustischen Ambiente nimmt man aber plötzlich doch eine ganze Menge verschiedener Geräuschquellen wahr, und seien es bloß die quietschenden Turnschuhe umherwandernder Besucher oder eine multilinguale Touristenführung, die mit pietätvoll abgedämpfter Stimme ausgeführt wird.

Gleichzeitig wird man in einer solchen Umgebung auch auf die eigene akustische Identität zurückgeworfen, d. h. man erlebt den eigenen Atem und Herzschlag weitaus intensiver als außerhalb einer Kirche.

Genau diese akustischen Elemente wurden als Originaltonebene in diesem Abschnitt verwendet, wobei hier erwartungsgemäß die Gestaltung räumlicher Tiefe einen besonderen Stellenwert bekam. Elektronische Klangbearbeitungen der Abschnitte 1 und 2 sind auch hier wieder angewendet worden. Neu hinzu gekommen ist die sogenannte Interpolationstechnik von Klängen, neudeutsch auch „morphing“ genannt. Sie beinhaltet den allmählichen Übergang von einer Klangstruktur zu einer anderen nicht durch einfaches Überblenden der Lautstärkehüllkurven, sondern


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