- 231 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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dominieren zwei Elemente: die Start- und Anfahrgeräusche der dort an- und abfahrenden Autos, sowie Schrittgeräusche bzw. Stimmen von Menschen, die sich dort aufhalten. Da diese beiden Elemente in ihrem Klangcharakter sehr verschieden sind, bilden sie eine gute Ausgangsbasis für eine weitere elektronische Bearbeitung. Ihre Charaktere sind auch nach mehreren Bearbeitungsstufen noch separat erkennbar und lassen so die Beziehung zum Ausgangsgegenstand offensichtlich werden. Der andere Grund für die Wahl einer Tiefgarage als Ausgangspunkt war eher pragmatisch: Viele Touristen reisen mit dem Auto an und so ist – ganz unromantisch – die Klangkulisse einer Tiefgarage möglicherweise das erste, was sie von Salzburg bewußt wahrnehmen. Außerdem gefiel mir der Gedanke des Unterirdischen und auch ein wenig Unwirklichen eines solchen Ortes, verbunden mit dem anschließenden Auftauchen an die Oberfläche der Stadt.

Die Ableitungen der Originalklänge sind aus diesem Grund im gesamten ersten Abschnitt gut zu verfolgen, wobei die genannten Klangelemente Schritte und Fahrzeuggeräusche dominieren. Zu dieser Originalebene gesellt sich von Anfang an eine Ebene mit elektronischen Modifikationen dieser Originalklänge, die mal mehr, mal weniger im akustischen Vordergrund steht.

Lassen sie mich an dieser Stelle darauf hinweisen, daß als Ausgangsmaterial für die elektronischen Klangbearbeitungen stets nur Originalklänge des jeweiligen Abschnittes verwendet wurden. Der Grund dafür liegt in der für den Hörer möglichst nachvollziehbaren Ableitung dieser Klänge vom jeweiligen Original, wobei es natürlich darüber hinaus auch sehr weitreichende elektronische Modifikationen gibt, deren Resultate diese Beziehungen nicht mehr unbedingt ohrenfällig werden lassen.

Lassen sie mich noch kurz beim soeben gefallenen Stichwort „akustischer Vordergrund“ verweilen. Es impliziert eine räumliche Staffelung der Klangereignisse im Wiedergaberaum, die sich in der Tat mit den entsprechenden Apparaturen erreichen läßt. Da es sich bei der hier verwendeten Klangquelle jedoch um eine Stereo-CD handelt, also nicht um die eigentliche Wiedergabe über acht kreisförmig um das Publikum angeordnete Lautsprecher, kann die räumliche Bewegung hier nur „virtuell“ sein, d. h. mit Hilfe von elektronisch erzeugten Hallräumen verschiedener Größe akustisch simuliert werden. Daß diese Praxis funktioniert, davon können sie sich beim Anhören der CD-Version überzeugen, da man auch hier bei nur zwei Wiedergabekanälen verschiedene räumliche Ebenen wahrnehmen kann.

Bei den elektronischen Techniken der Klangmanipulation dominieren in diesem Abschnitt Filterungsverfahren, die einzelne Frequenzbereiche der Originalklänge isolieren, und diese anschließend in neuen Mustern kombinieren. Dazu wurden hier sehr kurze Ausschnitte der Originalklänge (jeweils ca. 1–2 Sekunden lang) quasi „eingefroren“ („freeze“), d. h. ausgeschnitten und dutzendfach aneinandergereiht. So entstehen aus dynamischen Klangspektren statische Varianten, die ihrerseits einen idealen Ausgangspunkt für weitere Klangveränderungen bilden.

Der zweite Abschnitt von SALZBURGTRUM verwendet Klangmaterial, das an Orten aufgenommen wurde, welche zweifellos zum Pflichtprogramm eines jeden Salzburg-Touristen zählen: Getreidegasse, Residenzplatz und Alter Markt. Das aufgenommene Material ist dementsprechend touristisch, d. h. es enthält vor allem Gesprächsfetzen von Reisegruppen mit Teilnehmern vornehmlich jüngeren Alters. Das hat den unschätzbaren Vorteil, daß diese Altersgruppe ihrer Begeisterung oder


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