wird: Es
gibt Millionen Websites und auf die meisten „Musiker-Webseiten“ von unbekannten
Musikern verirren sich im Monat zwischen 5 und 20 Besucher. Typische CD-Verkäufe
liegen bei 5 Stück im Jahr, werden „Downloads“ angeboten, dann geht es bei
unbekannten Musikern selbst bei kostenlosen kompletten Stücken meist um 50
Downloads pro Jahr. Werden diese bezahlt, dann redet man bei bekannten Musikern nur
von 5 bis 20 Stücken, die pro Monat verkauft werden.
Schnell lernt man, daß ohne massive Werbung auch im Internet gar nichts geht: Eine
Website ist nicht anderes als ein Ladenlokal oder auch nur ein Werbeschild, daß für jeden
Konsumenten innerhalb von Minuten erreichbar ist – genau wie Millionen anderer
solcher Lokale und Werbeschilder. Im „nicht-virtuellen“ Leben würde man auch nicht
erwarten, berühmt zu werden, weil man an einer Kreuzung (und sei sie am New Yorker
„Time Square“, wo pro Tag angeblich eine Million Konsumenten vorbeigehen) ein
einziges Poster aufstellt – bezüglich des Internets werden solche Träume noch eifrig
geschürt.
Immerhin hat jetzt jeder Musiker unabhängig von seinem Wohnort die Chance, an
jedem Ort der Welt bekannt zu werden. Das erhöht allerdings zwangsweise die
internationale Konkurrenz. Jeder Musiker konkurriert jetzt um die Aufmerksamkeit der
Massen der ganzen Welt. Positive Effekte ergeben sich allerdings für die Musiker (und
ihre Produzenten, Vermarkter etc.) auch in Hinsicht auf die Vertriebs- und
Handels-Infrastruktur. Da viele Händler nicht in der Lage sind, alle Produkte auf Lager
zu halten, ist die Lieferung über das Internet per Post eine sehr gute Möglichkeit, die
Verfügbarkeit von Tonträgern zu bieten, die heute im Tonträgerhandel immer schlechter
wird.
Der Erfolg von Internet-Buchhändlern und Musikhändlern zeigt deutlich, daß das
Publikum sehr wohl manche Tonträger und Bücher kaufen will und kauft, die viele
normale Händler nicht vorrätig haben wollen oder können.
Das Internet löst für die Musik- und Buchbranchen vor allem logistische Probleme der
Vertriebswege. Negativ betroffen sind davon die traditionellen Händler und
Vertriebsorganisationen. Transportunternehmen profitieren ebenso wie Telekom-Firmen
von dieser Entwicklung, so lange noch Musik-CDs und nicht reine Musikdaten an den
Konsumenten geliefert werden.
4. Internet – die nahe Zukunft
Mit den Fortschritten der Übertragungstechnik kann man davon ausgehen, daß in ca. 2
Jahren Übertragungen mit 2 MBit/s (ADSL-Technik, Kabelmodems etc.) als Standard in
den meisten Haushalten gelten werden.
In 5 bis 6 Jahren ist damit zu rechnen, daß sich die nächste Generation der
Mobiltelefone mit ähnlich hohen Übertragungsraten durchsetzen wird – und dabei sind
anstelle des heutigen „Handy“ integrierte Internet-Computer/Telefon-Kombinationen zu
erwarten. Durch die bessere Netzauslastung ist denkbar, daß unter Umständen fast jeder
Besitzer eines solchen Systems per Standleitung zu minimalen Minutenpreisen mit dem
Internet oder seinem Provider verbunden ist.
Mit dieser Übertragungsgeschwindigkeit und den heute existierenden
Datenreduktionsverfahren sind sowohl Musik- als auch Videodaten als Datenströme in
guter Qualität realisierbar.