- 129 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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Datentransfer leichter und differenzierter lösen als bisher. Ein Beispiel: bereits jetzt wäre es möglich, durch entsprechende Codes (z. B. elektronische Wasserzeichen) sogar jedes einzelne Zitat in Mikrobeträgen abzurechnen. Internationale Abkommen müßten jedoch erst getroffen werden, um elektronische, globale Kostenabrechnungen etwa per Internet seriös abwickeln zu können.

Vorteile der digitalen Wissensbibliothek

Viele Bibliotheken und Institute, z. B. die französische Nationalbibliothek, haben in großem Stil damit begonnen, auch ältere Literatur, Musik und Kunst digital zu erfassen, zu scannen, teilweise sogar zu redigitalisieren, also Texte, die mit dem Computer bereits einmal geschrieben wurden, neu zu digitalisieren (letzteres natürlich ein ärgerlicher, weil überflüssiger Umweg).

Die digitale Kapazität, um alles Wissen der Menschheit zu erfassen, ließe sich heute im Prinzip herstellen, jedoch würde es Jahrzehnte dauern und riesige Kosten verursachen (wie sich in Frankreich dann auch schon erwiesen hat), alle bereits geschriebenen Texte digital zu erfassen. Warum sollte man dennoch versuchen, möglichst viel Information zu digitalisieren?

Zunächst gilt festzuhalten, daß sich während der letzten Jahrzehnte die Menge der wissenschaftlichen Veröffentlichungen ungefähr alle 10 bis 20 Jahre verdoppelt. Die herkömmliche Form des Publizierens bewältigt die Informationsflut nicht mehr optimal, da der Buch- und Zeitschriftendruck (vor allem in den Naturwissenschaften) zu viel Zeit und zu viel Geld kostet. Gerade die Kosten für Abonnements übersteigen in den letzten Jahren die Etats der Stadt- und Hochschulbibliotheken.

Ein noch größeres Problem entsteht durch die Suche nach der gewünschten Information, zumal ein großer Teil der über Jahre angehäuften Wissensinhalte fehlerhaft, überflüssig, veraltet oder redundant sind. Diese Probleme gelten zwar auch für die elektronische Publikation, wenn riesige Informationsbestände ungeordnet bleiben, im Wust der nichtwissenschaftlichen Internet-Daten untergehen oder nicht in geeigneter Weise durchsucht werden können13

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Einer der Kernthesen des Mathematikers und Musikwissenschaftlers Guerino Mazzola lautet in einem vergleichbaren Zusammenhang: „Die Beherrschung des Wissens als Navigation im reissenden Datenfluss muss als prioritäre Kompetenz von Wissenschaft entwickelt werden. Es ist damit eine Schwerpunktverlagerung hin zu Werkzeugen der Kontrolle des Informationsflusses für die Wissensproduktion zu fordern vor dem Hintergrund eines massiven Eingriffs in das Weltwissen. Dazu müssen neue audiovisuelle und gestische Darstellungsmethoden entwickelt werden für eine Orientierung, welche die alphabetische Ordnung des Text-Paradigmas sprengt“ (entnommen aus: Humanities@EncycloSpace, Empfehlungen an den Schweizerischen Wissenschaftsrat, Bern, Herbst 1997).
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Jedoch ergeben sich für das Auffinden von elektronisch gespeicherten Informationen neue Möglichkeiten, die für die herkömmliche Methode der Wissenssspeicherung prinzipiell nicht zur Verfügung stehen.

Neue Suchstrategien können helfen, die erwünschten Informationen in der globalen Bibliothek oder Mediothek aufzufinden. Schon die derzeit aktuellen Suchmaschinen können sehr hilfreich sein, obwohl sie im wesentlichen nur nach Zeichenketten suchen, also einen reinen Wortvergleich vornehmen und semantische Zusammenhänge nicht erkennen. Inzwischen gibt es jedoch vielversprechende Ansätze, die z. B. aus der Anfrage einen Bedeutungszusammenhang herauslesen und


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