- 128 -Enders, Bernd / Stange-Elbe, Joachim (Hrsg.): Global Village - Global Brain - Global Music 
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und Bibliothek fallen nach und nach die herkömmlichen Schranken, denn es macht keinen Sinn mehr, die Distributionssysteme getrennt zu halten und zu verwalten. So gesehen wäre es logischer, von Mediothek statt von Bibliothek zu sprechen. Das genau ist mit den o.a. Konvergenzen gemeint.

Verschiedene Methoden der elektronischen Publikation sind denkbar, die Präsentation über das Internet, die Speicherung und Verschickung per CD-ROM oder ein Ausdruck auf Papier, z. B. in herkömmlichem Buchdruck, mit beigelegter Audio-CD oder CD-ROM, der Download als Datei für den individuellen Ausdruck oder als Datei für handliche E-Book-Geräte oder Organizer.

Verschiedentlich wird argumentiert, daß der Computer das Buch nicht ersetzen wird, so wie das Buch nicht die Sprache ersetzte und das Fernsehen nicht das Radio verdrängte10

10
Klaus Peter Dencker (Kulturbehörde Hamburg) in AG 8 (forum 2000): „Als die Fotografie kam, fürchtete man um die Malerei, als der Film kam um das Theater, als das Fernsehen kam, um das Kino, und als der Computer kam, um fast alles . . . “ Jedoch – schreiben ist etwas anderes als sprechen und Fernsehen unterscheidet sich vom Radio. Eine weit bessere Analogie läßt sich an der Verdrängung der analogen Vinyl-Schallplatte durch die digitale Compact Disc festmachen, denn beide Speichermedien haben die gleiche Aufgabe zu erfüllen, aber die CD war deutlich überlegen und ersetzte die Schallplatte vollständig binnen eines Jahrzehnts. Und daß das Videoband von DVD und die Cassette von MD oder CD-ROM oder MP3 o.ä. abgelöst werden, kann als sicher gelten. Auch Radio und TV werden nach der Einrichtung von Internet-TV und Internet-Radio kaum in der heutigen Form weiter existieren.
. Zur Zeit ist das Papier dem Bildschirm noch weit überlegen, wenn es um das Lesen geht. Der Buchdruck ist folglich (noch) nicht tot, aber das könnte sich in absehbarer Zeit ändern, denn die Elektronik entwickelt sich rasch, sehr viel rascher als die Drucktechnik. Sehr bald werden wir hochauflösende und flexible Displays haben, biegsame Folien, die den Text gut lesbar abbilden, oder Electronic Books, die sich immer wieder neu mit elektronischer Tinte beschriften lassen und nebenbei Videos und Sound wiedergeben können (über Kopfhörer oder neuartige Flachmembran-Lautsprecher11
11
vgl. Dieter Michel, Audio-Flachmann, in: c’t Heft 9, 1999, S. 47
).

Wenn es soweit ist, wird der Papierdruck tatsächlich veraltet sein12

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Auch Noten werden dann natürlich darstellbar sein; warum soll eine auf dem Notenständer plazierte Screenfolie dem Musiker nicht auch Noten zeigen, gesteuert per Fußschalter oder eventuell selbst umblätternd, je nach Fortschreiten der musikalischen Performance. Pianisten könnten auf den Umblätterer verzichten und das laute Rascheln des Umblätterns im Orchester wäre Vergangenheit. Erste – allerdings ziemlich unzulängliche – Versuche mit Notebooks, die Partiturgraphiken zeigen, wurden schon unternommen
, wenn dies zur Zeit auch noch nicht umfassend vorstellbar ist. Vor allem die Belletristik ist sicher ohne Buch kaum denkbar, niemand ist bereit, einen Krimi am Bildschirm zu lesen. Auch wäre es kaum billiger, eine entsprechend große Datei mit einem Roman auszudrucken, er müßte noch gebunden werden, der Druck wäre nicht so scharf usw. Ein Fachbuch dagegen hat meist nur wenige Leser, oft kaum mehr als ein paar Hundert oder Tausend. In diesem Falle ist es ungleich billiger, die Publikation elektronisch zu verteilen und es nur dann auszudrucken, wenn es benötigt wird. Daher werden sich wissenschaftliche Bibliotheken schneller wandeln als öffentliche, die Lesestoff vornehmlich für die Unterhaltung (im weitesten Sinne) anbieten.

Die kommerziellen Fragen könnten prinzipiell gelöst werden, denn im Grunde genommen lassen sich Abrechnungen von Dienstleistungen, die Erfassung und Honorierung der Urheberrechte, die Honorierung der Autoren usw. bei elektronischem


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