Eine andere Kölner Schule.

Dieses war eine Volksschule, die von besser situierten Kindern besucht wurde. Mir blieb nur
Zeit, die obere Jungen- und Mädchenklasse zu hören.

Jungen Klasse I (12- und 13jährige). Sangen ein dreistimmiges Stück. Der "Herr Rektor", ein
ältlicher Mann, spielte hervorragend Violine. Er hatte eine besondere Art, die Zeit zwischen
den Zeilen zu markieren. Wenn die Jungen eine punktierte Halbe zu halten hatten, spielte er drei
Viertel oder vielleicht auch sechs Achtel, immer auf der Dominante. Sonst führte er die Melodie
an oder verstärkte die 2. oder 3. Stimme. Ich fragte, ob sie Noten könnten; darauf wurde ein
Junge zum Aufsagen der alphabetischen Notennamen einer Melodie aus dem Liederbuch
aufgerufen. Er zögerte bei den Sprüngen so sehr (offensichtlich zählte er schrittweise ab), daß
er abgelöst wurde. Ein zweiter Junge versagte völlig; sowohl er als auch der Lehrer erröteten.
Ein dritter Junge konnte es besser. Das war noch einmal "Blattlesen", aber nicht von der Art,
die ich hören wollte.

Mädchen Klasse I (12- und 13jährige). Sangen ein Lied unisono, der Lehrer spielte eine
zweite Stimme auf der Violine. Ich fragte, ob die Mädchen eine einfache Melodie, die ich an
die Tafel schreiben würde, auf Anhieb absingen könnten. Der Lehrer sagte, das sei
einigermaßen schwierig, es ginge aber vielleicht mit der Violinbegleitung. Der Klang war
erfreulich, und es wurde mit Stil gesungen. Dieses war auch eine katholische Schule. Die
evangelischen Schulen sind gemischte Jungen- /Mädchenschulen, aber Dr. Brandenburg findet
sie im Singen nicht besser. <6>