Sekundarschule für Mädchen.
Ich hörte die unterste Klasse (IV) im Alter von zehn bis zwölf. Es war keine planmäßige
Musikstunde, - die Mädchen machten bei unserem Eintreten Handarbeiten -, aber der
Gesanglehrer mit seiner Geige war bald aus einem anderen Teil der Schule herbeigerufen und
es folgte eine kurze Lektion. Das Vorgehen war demjenigen in der Jungenschule sehr ähnlich,
Tonleiter- und Akkordsingen auf alphabetische Notennamen und Ziffern. Die Mädchen
machten viele Fehler. Sie sangen ein oder zwei Schullieder mit sehr schönem Akzent. Mit den
Noten wird in der zweiten Schuljahrshälfte begonnen. Die Mädchen beantworteten einige
Fragen zu Namen und Wirkungsweisen von Noten und Zeichen; <37> sie sangen das
Sekundintervall, aber der Lehrer sagte, sie hätten keine weitergehenden Kenntnisse.
Herrn Schäublins Waisenhaus.
Herr Schäublin, der Vater der Baseler Schulmusik, ist "Haus Vater" eines städtischen
Mädchen-Waisenhauses; ich wurde natürlich zu einer Besichtigung geführt. Die Mädchen, die
für mich sangen, waren fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Nachdem ich einige gut gesungene
dreistimmige Sätze gehört hatte, bat ich - wie üblich - darum, mir die Einstudierung eines neuen
Stückes ansehen zu dürfen. Ich wurde selbst gebeten, ein Lied aus einem Buch auszusuchen,
das für sie neu war. Die Mädchen konnten gewiß Notenlesen, aber es dauerte 40 Minuten, die
16 Takte des von mir gewählten zweistimmigen Stückes aufzunehmen, so langsam und
vorsichtig wurde das angegangen. Herr Schäublin ist ein lebendiger und enthusiastischer Lehrer,
der sich der Musik aus der Sicht von Religion und Erziehung nähert. Seine Arbeit hat in Basel
reiche Früchte getragen.
Elite-Klasse (Jungen).
In der Sekundarschule für Jungen, in der ich schon gewesen war, hörte ich um vier Uhr
nachmittags eine Übungsstunde der "Elite-Klasse", wie sie genannt wird. Das Singen in
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