HAMBURG

Es ist sehr interessant, bei aller Verschiedenheit von Rasse und Sprache den Aufwand zu
beobachten, mit dem die gesanglichen Möglichkeiten von Kindern vorangetrieben werden. Ich
habe diese Arbeit in einem Dutzend verschiedener Länder Europas und Amerikas in den letzten
fünfzehn Jahren beobachtet. Ein oder zweimal auf meiner Reise bin ich mit der Erlaubnis
versehen gewesen, jede gewünschte Schule zu besuchen. Das war in Paris und Berlin der Fall.
Grundsätzlich jedoch - und das war auf der gegenwärtigen Reise unverändert so - wurde ich
von dem Schulinspektor zu einer Schule oder Schulen geführt oder geschickt. Das Ergebnis ist
nicht immer das gleiche. Um es negativ zu sagen: der Inspektor schickt mich nicht zu der
schlechtesten, nicht einmal immer zu durchschnittlichen Schulen. Diese Tatsache möge der
Leser im Gedächtnis halten.

Eine Volksschule.

Inspektor Hausenfelder holte mich in meinem Hotel in Hamburg ab und nahm mich zur
Volksschule Steinhauerdamm mit, eine typische Jungen - Primarschule mit sieben Klassen oder
Leistungsstufen, wobei die siebte die unterste ist. Einige Leistungstufen sind aufgeteilt; so sind
es zusammen 15 Klassen zu je 50 Jungen. In Deutschland gehen die Kinder mit sieben zur
Schule; Kindergärten und Vorschulen sind private Einrichtungen, die anderweitig unterhalten
werden. Die Primarschule hört mit 14 auf. Die Schulstunden finden von 8 bis 2 statt, aber
jüngere Schüler gehen um 12. Jede Stunde dauert 45 Minuten; darauf folgt eine viertelstündige
Ruhepause auf dem Spielplatz. Wöchentlich gibt es zwei Stunden Gesang, so daß die Jungen
11/2 Stunden auf dieses Fach verwenden. Die Deutschen legen mehr Wert auf sauberes und
stimmreines Singen als auf Blattsingen. Anders ausgedrückt bedeutet das, daß sie erfolgreicher
bezüglich der Intonation,