Antwort ist, daß sie angebliche Schwierigkeiten schafft, die nicht bestehen. Das siebenjährige
Kind in den Schulen Christianias singt Melodien in allen Tonarten, aber das zehnjährige Kind
kennt nur eine.
Eine andere Eigenart dieser Methode mag angemerkt werden. Die Tonleiter wird stufenweise
gelehrt, dann kommen Sekundsprünge, dann Terzsprünge und so weiter. Das folgt aus einer
numerischen Vorstellung, die in der Musik nicht wirklich besteht. Eine Oktave ist nicht
schwieriger zu singen als eine Sekunde. Wir treffen Töne, indem wir ihren Leiterplatz erkennen,
während es nach dieser Theorie - in der Gemeinde der Liniensystem-Lehrer durchgehend - so
scheinen könnte, als ob der kognitive Prozeß beim Singen dem des Laufenlernens entspräche,
bei dem ein Tapser vor einem Schritt kommt. Jedes Intervall, klein oder groß, kann schwer
sein, wenn es chromatisch, außerhalb der diatonischen Leiter oder bei einem Tonartwechsel
auftritt. Die Intervall-Theorie versagt als Leitlinie für das Blattsingen und erzeugt eingebildete
Schwierigkeiten. <115>

Elementarschule.

Die erste in der Moller Gaden Schule gehörte Klasse setzte sich aus zehn - bis elfjährigen
Jungen zusammen. Fünfunddreißig waren anwesend. Mir zu Ehren wurde die Melodie zu "God
save the Queen", die sie als nationale Weise benutzen, vorgenommen. Ein Junge las einen Vers
vor und die anderen wiederholten die Worte. Dann wurde die Melodie einstimmig auf Text
gesungen, mit weichem, vollem Ton aber mit zu viel Von-unten-Ansingen [use of the under
acciaccatura]. Jetzt wurde das Harmonium eingesetzt und ein Junge sang die Melodie sehr
hübsch. So weit war eine Viertelstunde verstrichen. Dann sangen alle die Melodie mit
Begleitung.
Oben auf der Tafel war in roter Farbe das Liniensystem aufgemalt und die C-Tonleiter im
Violinschlüssel in Vierteln