< Bernhard O. Prattler: Eine letzte Rose für den Rapper ,,Deine Musik find ich megasüß" schrieb Gloria Raff Whoppa, dem berühmten Rapper. ,,Wenn du mal hier in der Gegend bist, könnten wir ,ne Runde Tischtennis spielen." Gloria war damals dreizehn. Whoppa kam zwar nicht zum Tischtennis, schickte aber handsigniertes Poster, das den farbigen Star mit raspelkurzen Haaren und muskulösem Oberkörper zeigte. Er trug weite Goldlamé-Hosen und einen Brillanten im Nasenflügel. Zum ersten Konzert, das Whoppa in Deutschland gab, ging Gloria im Outfit der grazilen Amoona, die der Hip-Hop-Star in seinem Video ,,Do save me now" aus den Klauen finsterer Mädchenhandler rettet. Sie trug also schwarze Zöpfchen und ein weißes Top, das direkt unter dem Busen abschloss. Außerdem lutschte sie wie Amoona dauernd an einem Lolli. Süß sah Gloria aus. Kreischte sich heiser und entfaltete irgendwann ein selbst gemaltes Plakat mit dem Text: ,,Du bist so geil wie geiler Schokokuchen."
Viele Mädchen werden ihrem Promischwarm untreu, sobald sie einen festen Freund haben. Glorias Verehrung für Raff Whoppa aber büßte nichts von ihrer Glut ein, nachdem sie mit Paul-Dieter zusammengezogen war. Während der seine Borussia zu ihren Auswärtsspielen begleitete, reiste die junge Frau von Whoppa-Konzert zu Whoppa-Konzert, warf bei dem Klassiker ,,Your are my Babe, Babe" stets eine rote Rose auf die Bühne und war glücklich, wenn der Sänger sie aufnahm und an ihr roch. Krach mit Paul-Dieter gab es regelmäßig, wenn Gloria zum Geburtstag oder zu Weihnachten nicht die Geschenke bekam, die sie sich gewünscht hatte: die neuesten Whoppa-CDs, eine Whoppa-Goldlamé-Hose, einen Gutschein für ein Nasenpiercing. Und zum Bruch kam es schließlich nach einem hitzigen Streit. Er sei es satt, schrie Paul-Dieter, dass dieser Dämlack ihm in seinem Schlafzimmer von allen Wänden bei der Liebe zuschaue. ,,Er oder ich", schrie er und sie schrie: ,,Du bestimmt nicht!"
|